Das energieautarke Haus

Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen im Eigenheim

In Zeiten des Klimawandels und steigender Energiepreise wird es im immer wichtiger, bei der Haustechnik auf ressourcenschonende und energieeffiziente Lösungen zu setzen. Ein energieautarkes Haus bringt die Bewohner einen großen Schritt weiter in Richtung Nachhaltigkeit. Es handelt sich hierbei um ein Gebäude, das seinen Energiebedarf vollständig aus erneuerbaren Quellen deckt. Indem die Bewohner selbst produzierte Energie nutzen, machen sie sich unabhängig von fossilen Brennstoffen und Stromlieferanten.

Zusammenspiel aus Erzeugung, Speicher und Verbrauch
In einfachen Worten gesagt, macht das energieautarke Haus Folgendes: Energie produzieren, speichern und effizient nutzen. Aber wie genau funktioniert dieses Zusammenspiel? In den meisten Fällen wird die Energie durch Solarmodule auf dem Dach oder an der Fassade des Hauses gewonnen und das, was gerade nicht gebraucht wird, wird in Batterien gespeichert. Diese Batterien versorgen das Haus mit Strom, wenn die Sonne nicht scheint oder der Energiebedarf höher ist als die aktuelle Energieproduktion. Schließlich wird der selbsterzeugte Solarstrom nicht immer sofort genutzt, sondern muss für später zwischengespeichert werden. „Ohne Stromspeicher wird die überschüssige Energie ins öffentliche Stromnetz eingespeist und ist für die Eigennutzung verloren. Zu den Hauptverbrauchszeiten am Abend und am Morgen muss dann Strom aus dem öffentlichen Netz zugekauft werden“, erklärt Christian Weinard von der Initiative Elektro+. „Kurz: Auf selbst erzeugten Solarstrom zu setzen, ist ohne Energiespeicher ineffizient und teuer.“

Durch den Einsatz intelligenter Steuerungssysteme können die Hausbewohner ihren Energieverbrauch optimieren und die Energieeffizienz des Hauses erhöhen. „Ein gut durchdachtes Energiemanagement steuert die Energieflüsse im Haus so, dass sie möglichst effizient ablaufen. Das System weiß zum Beispiel über einen Wetterforecast, wann der beste Zeitpunkt zum Laden des Speichers ist“, so Weinard.

Praxistauglich und gut umsetzbar
Die Technologie für energieautarke Häuser ist längst keine Zukunftsvision mehr. In Deutschland gibt es bereits zahlreiche erfolgreich umgesetzte Projekte, die als Vorbild für zukünftige Bauvorhaben dienen können. „Eigenheimbesitzer, die von mehr Autarkie bei der Energieversorgung profitieren möchten, aber noch unsicher sind, sollten erst einmal schrittweise vorgehen“, empfiehlt Energiemanagement-Experte Weinard. „Zunächst sollten sie sich einen Energiemanager einbauen lassen, um den Gesamtenergieverbrauch im Haus visualisieren zu können.“ Beim Energiemanager handelt es sich um ein Reiheneinbaugerät, das von einer Elektrofachkraft im Zählerschrank eingebaut wird. Von der Elektrofachkraft erhalten die Bewohner auch eine Einschätzung, welche Speicherkapazität zu ihrem Bedarf passt. Es kommt dabei auf unterschiedliche Faktoren an wie die Größe der vorhandenen Photovoltaikanlage, die Ausrichtung der PV-Module und den individuellen Jahresstromverbrauch. Sind Stromverbraucher wie eine Wärmepumpe oder ein Elektro-Fahrzeug vorhanden beziehungsweise in naher Zukunft geplant, sollte auch das miteinbezogen werden.

Wichtig ist, dass auch in den Höchstverbrauchszeiten ausreichend Energie zur Verfügung steht. Der Strom wird tagsüber erzeugt, wenn die Sonne scheint, verbraucht wird er aber zum größten Teil dann, wenn alle Bewohner zu Hause sind. Das ist in den meisten Fällen die Zeitspanne vom späten Nachmittag bis zum Schlafengehen und dann wieder am Morgen. Deshalb gehört zu einem autarken Haus ein Energiespeicher, der auf den individuellen Bedarf ausgerichtet ist. Es gibt Speicher mit 6,5 bis zu 19,5 kWh auf dem Markt, das meistverkaufte Modell ist nach Herstellerangaben derzeit das mit 13 kWh.

Wenn man zum Beispiel über drei Wochen zwischen 19 Uhr und 7 Uhr morgens seinen Verbrauch abliest, bekommt man einen ersten Hinweis darauf, welche Kapazität der Batteriespeicher haben sollte, damit er zum Bedarf und den Nutzungsgewohnheiten der Hausbewohner passt“, rät Weinard. „Falls man später dann doch feststellen sollte, dass man zu klein gedacht hat, lassen sich einzelne Batteriemodule auch nachrüsten.“ Allerdings, so der Experte, sollte das innerhalb eines Jahres geschehen, damit alle Batterien gleich leistungsstark sind.

Bei Stromausfall ist Verlass aufs energieautarke Haus
Die Anzahl der im Haushalt genutzten elektrischen Geräte hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Gerade große Stromverbraucher halten mehr und mehr Einzug. Hierzu zählen energieintensive Induktionskochfelder, Waschmaschine und Trockner, der Geschirrspüler oder auch Infrarotpanels zum Heizen mit Strom. Letztere werden immer häufiger als Alternative zur klassischen Heizung eingesetzt. Sollte es – was zwar selten, aber nicht ganz auszuschließen ist – zu einem Stromausfall kommen, ist es gut, wenn der Batteriespeicher einen Notstrommodus hat. „Der Speicher stellt in der Ersatzstromfunktion etwa maximal 4,5 kW als Entladeleistung zur Verfügung, tagsüber kommen noch bis zu 12 kW Solarstrom vom Dach dazu. Da Stromausfälle sehr wenig vorkommen und in der Regel nicht über mehrere Tage gehen, ist der Energiespeicher eine super Lösung“, so Christian Weinard.

Das energieautarke Haus ist ein Modell, das heute schon gut umsetzbar ist. Interessierten Bauherren oder Eigenheimbesitzern, die nachrüsten möchten, rät die Initiative Elektro+ sich bei der Planung von einem Elektrofachbetrieb in Ihrer Nähe unterstützen zu lassen. Dabei hilft die Fachbetriebssuche auf ihrer Webseite https://www.elektro-plus.com/

Die Standards der Elektroausstattung in Wohngebäuden zu verbessern und Bauherr:innen und Modernisierer:innen herstellerübergreifend und markenneutral über die Vorteile einer modernen, zukunftssicheren Elektroinstallation aufzuklären, ist Anliegen der Initiative ELEKTRO+. Die Initiative vereint die Fachkompetenz führender Markenhersteller und Verbände der Elektrobranche. Weitere Informationen unter www.elektro-plus.com

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