Der chinesische Exilautor und Träger des Geschwister-Scholl-Preises, Liao Yiwu, hat sein Heimatland als „bösartig“ bezeichnet. Der Autor fühle sich wohl in Deutschland: „Ich bin so froh, hier sein zu dürfen, sonst säße ich wieder im Gefängnis“, sagte Liao Yiwu in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwochausgabe). „Ich bin glücklich, ein derart bösartiges Land verlassen zu haben“, so Liao Yiwu über China.
An diesem Mittwoch bricht Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einigen Ministern und einer Wirtschaftsdelegation Richtung Peking auf. Liao Yiwu erhält in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Im Herbst erscheint sein neues Buch, das Augenzeugenberichte von den Ereignissen im Juni 1989 während des Aufstandes am Platz des Himmlischen Friedens zusammenfasst. „Ich bin voller Wut und denke oft, warum habe ich nur ein derart beschissenes Leben“, sagte Liao Yiwu im Interview. „Aber dann entdeckst du in einer Ecke im tiefsten Dunkel Leute, die ein noch viel schlimmeres Schicksal haben.“ Westlichen Sinologen wie dem Deutschen Wolfgang Kubin und dem US-Amerikaner Ezra Vogel wirft Liao Yiwu vor, „längst Teil der chinesischen Kulturpolitik“ geworden zu sein. „Ezra Vogel ist eine mächtige Figur in der Sinologieszene, und dem wird in Amerika applaudiert dafür, dass er sagt, Tiananmen habe sein müssen, das sehe man doch am wirtschaftlichen Erfolg des Landes.“ Zudem übe China „massiven Druck“ auf westliche Regierungen aus. Nach der Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises in München, „über den sich die KP ja wahnsinnig aufgeregt hat“, sei seine Lesung in Neuseeland abgesagt worden, sagte Liao Yiwu.