Chemieindustrie setzt künftig noch stärker auf Spezialchemikalien

Zukunftsstrategie der deutschen chemischen Industrie bis 2030

(ddp direct) Der chemischen Industrie in Deutschland bieten sich in den kommenden Jahrzehnten gute Wachstumsmöglichkeiten im Bereich der Spezialchemie. Das geht aus der Studie „Die deutsche chemische Industrie 2030“ hervor, die das Forschungsinstitut Prognos in Zusammenarbeit mit dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) erarbeitet hat. Demnach wird der Anteil von Spezialchemikalien an der Chemieproduktion in Deutschland von 43,3 Prozent im Jahr 2011 auf 46,6 Prozent im Jahr 2030 zulegen. Gleichzeitig geht der Produktionsanteil der Basischemie von 37,2 Prozent auf 33,9 Prozent zurück, weil diese Sparte unter anderem wegen hoher Energiekosten Wettbewerbsfähigkeit einbüßen wird.

VCI-Hauptgeschäftsführer Dr. Utz Tillmann kommentiert diese Entwicklung: „Die Branche wird ihren Wissensvorsprung bei Spezialchemikalien ausbauen, da die Voraussetzungen dafür in Deutschland als rohstoffarmem aber forschungsstarkem Land besonders gut sind. In den kommenden 20 Jahren werden die Industrieländer und zunehmend auch die Schwellenländer mehr hochwertige und forschungsintensivere Spezialchemikalien nachfragen.“ Hintergrund sei, dass in einigen Industriebranchen die Chemieintensität der jeweiligen Produkte steige. So würde etwa im „Auto der Zukunft“ durch Elektroantrieb und Leichtbau mehr Spezialchemie benötigt.

Schon heute nehmen Spezialchemikalien den größten Produktionsanteil in den verschiedenen Sparten der deutschen Chemie ein. Dabei handelt es sich um Erzeugnisse, die eher in kleinen Chargen mit sehr spezifischen, für die Kunden angepassten Produkteigenschaften konzipiert werden. In den Bereich Spezialchemikalien fallen so unterschiedliche Produkte wie Farbstoffe, Pigmente, Anstrichmittel, Druckfarben, Desinfektions- und Pflanzenschutzmittel oder Klebstoffe. Ihre Herstellung erfolgt häufig in komplexen Synthesen.

Voraussetzung für die Fokussierung auf Spezialchemikalien sind verstärkte Forschungs- und Innovationsanstrengungen. Schon heute zählt die chemische Industrie mit Ausgaben von jährlich rund 9 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung zu den besonders innovationsstarken Zweigen der deutschen Wirtschaft. Der globale Wettbewerb der Zukunft um neue Produkte erfordert ein noch höheres Tempo. Daher wird die Branche ihr Forschungsbudget bis 2030 voraussichtlich um weitere 9 Milliarden Euro aufstocken. Das entspricht einem jährlichen Zuwachs von 4 Prozent. Auch die Forschungsintensität wird zulegen – einerseits bei den Pharmazeutika, andererseits bei den Spezialchemikalien. Weitere Mittel, um in Zukunft global wettbewerbsfähig zu bleiben, sind die Erhöhung der Ressourceneffizienz und der Produktivität.

Tillmann erklärte: „Mit dieser Anpassungsstrategie und den richtigen industriepolitischen Rahmenbedingungen ist eine Steigerung der Chemieproduktion hierzulande um 40 Prozent bis 2030 möglich. Mit einem jährlichen Produktionszuwachs von 1,8 Prozent kann Deutschland in den kommenden Jahren zwar nicht mit dem globalen Chemiewachstum Schritt halten. 2030 wird Deutschland aber voraussichtlich fünftwichtigster Chemieproduzent der Welt nach China, den USA, Japan und Indien sein.“

Die VCI-Prognos-Studie sagt der globalen Chemieproduktion bis 2030 ein jährliches Wachsum um 4,5 Prozent voraus. Ihr Gesamtwert steigt in dieser Zeitspanne von beinahe 2,8 Billionen Euro auf 6,3 Billionen Euro.

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Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von rund 1.650 deutschen Chemieunternehmen und deutschen Tochterunternehmen ausländischer Konzerne gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. Der VCI steht für mehr als 90 Prozent der deutschen Chemie. Die Branche setzte 2012 über 186 Milliarden Euro um und beschäftigte rund 437.000 Mitarbeiter.

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