CDU-Politiker Colditz: „Holger Zastrow will mich demütigen“

Der sächsische Unionspolitiker Thomas Colditz hat seinem Koalitionspartner Holger Zastrow (FDP) vorgeworfen, ihn persönlich erniedrigen zu wollen. „Er will mir wehtun. Er will mich demütigen“, sagte Colditz im Interview mit der Zeitung „Zeit“.

Dieses Ziel habe der FDP-Bundesvize auch erreicht: „Er hat mich gedemütigt. Das kann er abhaken auf seiner Liste“, so Colditz. Der CDU-Abgeordnete Colditz war Ende voriger Woche im Streit mit der FDP vom Posten des schulpolitischen Sprechers seiner Fraktion zurückgetreten. Zastrow, der in Sachsens Landtag FDP-Fraktionschef ist, fordert die Umwandlung der Mittelschulen in sogenannte „Oberschulen“, ein Name, der schon in der DDR gebräuchlich war. Colditz hatte sich gegen diese Reform gewehrt. „Holger Zastrow ist ein Populist“, sagte Colditz weiter. „Es geht ihm um den schnöden Machterhalt. Er will sich über Wasser halten“, so der CDU-Abgeordnete, der seit 1990 im sächsischen Landtag sitzt. Die FDP betreibe Etikettenschwindel. „Wenn Zastrow sagt, die Sonne geht ab sofort im Norden auf, dann ist es so! Das ist Arroganz“, so Colditz weiter. Colditz beklagte in dem Interview die harten Bandagen, mit denen man innerhalb der eigenen Regierungskoalition gegen ihn selbst vorgegangen sei, weil er mehr Geld für die Bekämpfung des Lehrermangels in Sachsen gefordert hatte. Die Grabenkämpfe hätten ihn gesundheitlich belastet. „Vor allem psychisch“, so Colditz. „Ich habe zunehmend gespürt, dass ich in Debatten die Beherrschung verliere.“ Zwar sei er ohnehin ein aufbrausender Mensch, „aber es wurde immer schlimmer. Ich leide an völliger Erschöpfung.“ Erstmals, so der CDU-Politiker, habe er im Frühjahr diesen Jahres gespürt, dass die Kämpfe ihn überfordern. „Ich fuhr durch die Stadt, vor mir hielt ein Auto an der Ampel. Ich nahm das bewusst wahr – und habe trotzdem nicht gebremst“, sagte er weiter. Er habe einen Auffahrunfall verursacht. Der Unfall sei „fast eine Rettung“ gewesen, ein Signal, so Colditz: „Achtung, du überschreitest die Grenze deiner Belastbarkeit. Du übernimmst dich. Beim nächsten Mal passiert dir das auf der Autobahn, dann stehst du nicht mehr auf.“ In Sachsen regiert seit 2009 eine Koalition aus FDP und CDU unter Unions-Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Im Streit um die Bildungspolitik war bereits der CDU-Kultusminister Roland Wöller zurückgetreten.