CareerMoves setzt Initiativen für den Arbeitsmarkt von Morgen

Demographische Entwicklung und neue Technologien erfordern ein Überdenken der arbeitsmarktpolitischen Interventionen

Wien, am 20.August 2012.Bei der heutigen Pressekonferenz der Online-Plattform CareerMoveszum Thema „(R)Evolution am Arbeitsmarkt – Zukunftsbranche Disability“ mit BM Rudolf Hundstorfer, Univ.Doz. Dr. Josef Kytir der Statistik Austria, Dr. Johannes Kopf des AMS, Mag. Gregor Demblin von CareerMoves und Generaldirektorin Dr. Gabriele Payr von den Wiener Stadtwerken, wurden die Konsequenzen einer älter werdenden Bevölkerung für den Arbeitsmarkt klargestellt: Österreich müsse alle Leistungspotenziale ausschöpfen, um auch 2050 Wohlstand und Lebensqualität zu sichern. Die Gruppe der Menschen mit Behinderung spielt dabei eine besondere Rolle.

Das bestätigen auch die aktuellen Zahlen der innovativen Online-Jobplattform CareerMoves, die vor kurzem für ihre Bewusstseinsarbeit mit dem Trigos-Award ausgezeichnet wurde. Die 2009 gestartete Initiative konnte bis heute 3.000 Jobs auf der Online-Plattform anbieten, im ersten Halbjahr 2012 gab es eine Steigerung um 500 Prozent. Vertreten sind dabei alle Wirtschaftsbereiche, zu den Anbietern zählten Unternehmen wie Ikea, McDonalds, Unicredit Bank Austria, Microsoft und viele andere. „Es gibt jede Menge von Menschen mit Behinderung, die ganz Unglaubliches leisten. Wenn man sie lässt“, erklärte Demblin, Co-Gründer von CareerMoves undselbst Betroffener, da er nach einem Badeunfall mit 18 Jahren im Rollstuhl sitzt.

Eine hohe Erwerbsquote sei unverzichtbar für Lebensqualität und Wohlstand, stellte Sozialminister Hundstorfer in seinem Statement fest. Das betreffe auch die Integration von Menschen mit Behinderung in alle Lebensbereiche. Dem Bundessozialamt komme dabei eine Drehscheibenfunktion zu. Hundstorfer unterstrich die Bedeutung des Netzwerkes Berufliche Integration (NEBA), das sich in fünf Programmlinien um eine Verbesserung der Berufschancen von Jugendlichen, aber auch um die Förderung von Menschen mit Behinderung kümmert. Grundsätzlich gehe es angesichts der demografischen Entwicklung darum, dass die Menschen „länger gesund im Erwerbsleben bleiben“, soHundstorfer. Darum gehe es auch bei der jetzt diskutierten Neugestaltung der Invaliditätspension. Denn Österreich könne es sich nicht leisten, „auf die Fähigkeiten von Menschen zu verzichten“, auch wenn sie durch eine Behinderung ihren angestammten Beruf nicht mehr ausüben können oder dürfen.

Dass diese Entwicklung unausweichlich ist, skizzierte Univ. Doz. Dr. Kytir von der Statistik Austria. Bis 2050 sagen die Prognosen ein Wachsen der Bevölkerung von derzeit 8,4 auf 9,4 Mio. voraus – die Altersgruppe der über 64-jährigen wächst extrem stark, während der Anteil der arbeitsfähigen Bevölkerung sinkt. Das Arbeitskräftepotenzial müsse daher besonders beachtet und gefördert werden, so Kytir. Prävention am Arbeitsplatz, altersgerechte Gestaltung von Produktionsprozessen, Flexibilisierung von Berufskarrieren seien notwendig. „Der Anteil älterer Erwerbspersonen wird von heute rund 800.000 (=20 %) auf 1,3 Millionen (=29 %) steigen“, rechnete der Statistikexperte vor. Folgen dieser dramatischen Verschiebung seien, dass es in den Betrieben auch mehr Menschen mit gesundheitsbedingten Problemen und Beeinträchtigungen geben wird. „Um erfolgreich zu sein, werden die Unternehmen diesem Trend Rechnung tragen müssen.“

Derzeit seien die heimischen Betriebe nur zum Teil darauf eingestellt, analysierte Dr. Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS). Während sich etwa in Deutschland schon jetzt Unternehmen intensiv mit dem Thema „ältere Arbeitskräfte“ befassen, hätten österreichische Betriebe vielfach noch Nachholbedarf. „Die demografische Entwicklung zwingt zum Handeln“, erklärte Kopf. Der drohende Arbeitskräftemangel könne durch eine gesteuerte Zuwanderung, durch eine Hebung der Frauenbeschäftigungsquote und Verbesserungen im Bildungssystem aufgefangen werden. „Genauso wichtig ist es aber auch, vorhandene Potenziale im Bereich Menschen mit Behinderung zu nützen.“ Von derzeit knapp 63.000 Menschen mit einer staatlich anerkannten Behinderung im erwerbsfähigen Alter waren 2011 9,6 Prozent beim AMS als arbeitslos gemeldet. „Natürlich seien Förderungen in diesem Zusammenhang ein Thema, aber es geht auch um Informationen, eine Bewusstmachung und ein Überwinden von Ängsten und Tabus“, so Kopf.

Die Revolution am Arbeitsmarkt sei bereits in vollem Gang, erklärteCareerMoves-Mitgründer Mag. Gregor Demblin in seinen Ausführungen. Eine älter werdende Bevölkerung bringe auch eine Zunahme von Einschränkungen der unterschiedlichsten Art – und damit auch ein erhöhtes Bewusstsein für Barrierefreiheit. Angesichts des zu erwarteten Arbeitskräfte-, vor allem aber Fachkräftemangels müsste klargestellt werden, dass Menschen mit Behinderung wertvolle LeistungsträgerInnen seien und Unternehmen alle Potenziale am Arbeitsmarkt bestmöglich nutzten. Eine „hautnahe“ Beschäftigung mit diesem Thema ende aber nicht bei den neuen Mitarbeitern. „Es geht auch um rasant wachsende Kundensegmente, in denen Disability eine wesentliche Rolle spielt.“

Dass Menschen mit Behinderung „ernstgenommen“ werden müssen, war das Credo der Generaldirektorin der Wiener Stadtwerke Holding AG, Dr. Gabriele Payr. „Menschen mit Behinderung wollen nicht bedauert werden, sondern haben Anspruch auf entsprechende Dienstleistungen.“ Dazu zählt nicht nur eine Barrierefreiheit für das Mobilitätsverhalten, „das kommt ja auch älteren Personen oder Müttern mit Kinderwagen zugute“. Es gehe auch um entsprechende Services im Onlinebereich. Die Integration von Menschen mit Behinderung sei bei den Wiener Stadtwerken „gelebte Praxis“. Es gebe aber gesetzliche Hürden, die derzeit nur schwer zu überwinden sind. Um dem Wandel der Arbeitswelt und Vielfalt entsprechen zu können, setzten die Wiener Stadtwerke auf lebensphasenorientierte Personalarbeit und neue Arbeitsmodelle. Soziale Verantwortung rechne sich, stellt Payr klar – sowohl bei der Akzeptanz der Mitarbeiter als auch bei den Kunden, die Nutznießer dieser Strategie seien.

Über CareerMoves
CareerMoves ist die erste Online-Jobinitiative in Europa, auf der sich Menschen mit Behinderung völlig chancengleich bewerben können. Mittels einfacher Symbole können Unternehmen auf der Plattform signalisieren, ob Jobangebote auch für Menschen mit körperlichen und Sinneseinschränkungen in Frage kommen. Dadurch sind Betroffene willkommene MitarbeiterInnen, die ihre Behinderung nicht mehr „verschweigen“ müssen und damit am Arbeitsmarkt ausgeblendet werden. Neben der optimierten Arbeitsvermittlung setzt CareerMoves auf konkrete Informationsvermittlung. Ein Online-Service-Center vernetzt Unternehmen und Jobsuchende mit Organisationen und Behörden in ganz Österreich und beantwortet innerhalb nur 48 Stunden alle Fragen zu Beschäftigung und Behinderung.

Die 2009 von der Online-Jobbörse Careesma.at gestartete Online-Jobinitiative CareerMoves ist seit 2010 ein eigenständiges Projekt, das von zahlreichen Unternehmen und Organisationen in Österreich unterstützt und durch das Bundessozialamt gefördert wird. In weniger als 3 Jahren wurden rund 3.000 Jobangebote, die für Menschen mit Behinderung in Frage kommen, von insgesamt 270 Unternehmen auf www.careermoves.at veröffentlicht. Dadurch hat CareerMoves in dieser kurzen Zeit nicht nur am Arbeitsmarkt etwas bewirkt. Im Mai 2012 wurde die Initiative mit dem renommierten TRIGOS-Award in der Kategorie SocialEntrepreneurship ausgezeichnet. Die Begründung der Jury unterstreicht die Vorreiterrolle des Projekts in Europa, die Benutzerfreundlichkeit der Online-Plattform sowie die geleistete Bewusstseinsarbeit durch gezielte Informationsveranstaltungen und Beratungsleistungen für Betriebe. „Mit seiner Initiative leistet CareerMoves einen wesentlichen Beitrag, bestehende Ungleichheiten am Arbeitsmarkt sowie gesellschaftliche Vorurteile und Tabus auszuräumen.“

Rückfragenhinweis und Fotos:
Mag. Karina Tajmar (MSc, MA)
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Die Initiative CareerMoves wird gefördert durch das Bundessozialamt