Bundestagspräsident Lammert sieht Deutschland kulturell gut aufgestellt

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sieht Deutschland kulturell gut aufgestellt. „Man muss in der Welt weit laufen, um überhaupt auf ein zweites Beispiel zu treffen, wo wie bei uns 90 Prozent aller Kulturausgaben aus öffentlichen Haushalten bestritten werden“, sagte Lammert der Illustrierten „Bunte“. Eine vorwiegend private Finanzierung von kulturellen Angeboten wie in den USA sei keine Alternative, so Lammert.

„Sowohl quantitativ wie qualitativ“ gebe es zwischen den Ländern große Unterschiede. Die USA, die um ein Vielfaches größer ist als Deutschland, könne mit der Anzahl fester Theaterensembles, Opernhäuser oder professioneller Kammer- und Sinfonieorchester nicht konkurrieren. Auch könnten sich die ganz oder weitgehend privat finanzierten Kultureinrichtungen in den USA nicht die Spielpläne erlauben, die sich deutsche Opernhäuser, Theaterkompanien oder Orchester erlauben könnten. Lammert kritisierte zudem die „notorische Unterschätzung“ der Bedeutung kultureller Bildung. „Das ist nach meiner Überzeugung die Achillesferse des deutschen Kultursystems.“ Dadurch wachse nicht nach, was Kultureinrichtungen zum Überleben brauchen: „nämlich Leute, die in Zukunft Mitglieder von Orchestern werden oder Theater spielen können, die Bücher schreiben und umgekehrt Leute, die sich für diese Angebote interessieren“. Er selbst schöpfe aus kulturellen Angeboten Kraft für seine politische Arbeit. „Irgendwoher müssen doch die Orientierungen und die Inspirationen kommen, die man für die Wahrnehmung eines anspruchsvollen Berufs braucht“, so Lammert.