Bundesbankpräsident Jens Weidmann warnt Griechenland davor, bestehende Verträge mit dem IWF und der EU nicht einzuhalten. „Wenn Athen nicht zu seinem Wort steht, dann ist das eine demokratische Entscheidung. Daraus folgt aber auch, dass die Grundlage für weitere Finanzhilfen entfällt. Auch die Geberländer müssen sich gegenüber ihrer Bevölkerung rechtfertigen“, sagte er im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“.
Ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone hätte „für Griechenland gravierendere Folgen als für den Rest der Euro-Zone“, führte Weidmann aus. Deutliche Kritik übt der Bundesbank-Chef an dem neuen französischen Präsidenten Francois Hollande, der die Europäische Zentralbank auf den Kampf für mehr Wachstum verpflichten und die Statuten ändern will: „Eine Änderung der Statuten wäre gefährlich. Arbeitsplätze und Wachstum entstehen durch unternehmerisches Handeln. Die Notenbank kann am besten dazu beitragen, indem sie für stabiles Geld sorgt.“ Auch kritisiert er, dass Hollande den Fiskalpakt aufschnüren will: „Es ist gute europäische Gepflogenheit, sich an unterschriebene Verträge zu halten.“ Zur Frage, wann die Europäische Zentralbank (EZB) den Rückzug aus ihren umfangreichen Kredit-Hilfsmaßnahmen einleite, sagte Weidmann: „Fest steht, dass der Zeitpunkt für den Ausstieg noch nicht gekommen ist, aber auch nicht verpasst werden darf. Manche Banken im Euro-Raum finanzieren sich fast ausschließlich über die Notenbank, das ist auf Dauer nicht tragbar.“ Schließlich könne so verdeckt werden, dass diese Banken kein tragfähiges Geschäftsmodell hätten. Sie müssten umstrukturiert, rekapitalisiert oder abgewickelt werden. „Das ist aber die Aufgabe privater Investoren oder des Heimatstaates der jeweiligen Bank.“