Bundesbank-Vorstand Rudolf Böhmler warnt die Politik davor, Griechenland insolvent gehen zu lassen. „Eine unkontrollierte Pleite Griechenlands oder gar ein Austritt würde große Verwerfungen auf den Finanzmärkten mit sich bringen“, sagte Böhmler in einem Interview mit der „Welt“ (Mittwochausgabe). Eine Insolvenz „könnte für die übrigen Euro-Staaten sehr viel teurer werden als der gegenwärtig eingeschlagene Weg“, so Böhmler.
Gleichwohl zeigte sich der Bundesbank-Vorstand über die bisherigen Sparanstrengungen Griechenlands enttäuscht. Das Land habe seine Reformziele wiederholt verfehlt, und es bleibe abzuwarten, ob ein neues glaubwürdiges Programm vereinbart werde. „Geld allein wird den Krisenländern auf Dauer nicht helfen“, sagte Böhmler. An Strukturreformen führe kein Weg vorbei. Böhmler, der in der Bundesbank für das Risikocontrolling zuständig ist, sieht keine Notwendigkeit, aufgrund der gestiegenen Risiken in der Bilanz der Europäischen Zentralbank das Kapital der Bundesbank über die geplante Wagnisrückstellung hinaus aufzustocken. Die Bundesbank hatte im vergangenen Jahr eine Rückstellung beschlossen, die über einen Zeitraum von drei Jahren aufgebaut werden soll. „Über die Höhe der Wagnisrückstellung zum Jahresende 2011 wird der Vorstand mit Blick auf die dann gegebene Risikosituation bei der Aufstellung des Jahresabschlusses im ersten Quartal 2012 entscheiden“, sagte Böhmler.