Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. (bmt) fordert Konsequenzen aus der Flutkatastrophe – Bundesländer müssen Notfallpläne zur Evakuierung von Tieren erarbeiten

Als das Wasser kam, hatten sie keine Chance. Entweder ertranken sie elend oder mussten notgetötet werden. Wie viele Tiere die diesjährige Flutkatastrophe nicht überlebt haben, wird sich erst in nächster Zeit herausstellen. Kühe und andere Tiere auf Weiden und in Ställen konnten nur in letzter Sekunde geborgen werden.

Obwohl das Hochwasser schon 2002 mehrere Bundesländer heimgesucht hatte, hat offensichtlich nur die Landwirtschaftskammer in Niedersachsen einen Notfallplan erarbeitet, nach dem alle „Nutztiere“ des Gebiets innerhalb eines Tages hätten evakuiert werden können.
„Im Sinne des Tierschutzes“, sagt die bmt-Vorsitzende Petra Zipp, „wäre es zwingend erforderlich, dass alle Bundesländer solche Evakuierungspläne bereit halten, die die zügige Rettung der Tiere aus gewerblichen Haltungen ermöglicht.“

Anders als bei Wildtieren, die der Mensch vor Naturkatastrophen sicher kaum umfassend zu schützen vermag, besteht bei Haus- und Zootieren nicht nur eine reelle Chance, sondern auch die moralische Verpflichtung der Halter. „Es darf nie wieder vorkommen“, so Petra Zipp, „dass Stall- und Weidetiere schutzlos in den Fluten ertrinken, weil die Besitzer nicht wissen, wie sie ihre Tiere wohin retten sollen und wer sie bei Transporten und allen logistischen Problemen unterstützt.“

Der bmt wird Kontakt mit den vom Hochwasser betroffenen Landkreisen aufnehmen und um Stellungnahmen bitten, wie sich die Behörden die Schutzmaßnahmen bei künftigen Naturkatastrophen vorstellen und ob bereits an der Erstellung von Notfallplänen nach dem Vorbild Niedersachsens gearbeitet wird. Man wird sicherlich auch bei künftigen Stallbau-maßnahmen auf diese Problematik Rücksicht nehmen müssen.

„Wir bieten Tierbesitzern Hilfe an, wenn sie aufgrund der Wasserschäden ihre Hunde, Katzen und Kleintiere derzeit nicht halten und versorgen können“, sagt die bmt-Vorsitzende. „Aber die Sicherheit und der Schutz von Tieren aus gewerblichen Haltungen muss Aufgabe der Länder sein. Wenn Steuergelder in großem Stil, wie gerade bekannt wurde, zur Investition von tierschutzwidrigen Käfigbatterien im außereuropäischen Ausland herangezogen werden, dann möchte ich mich als Steuerzahlerin dagegen verwehren – und schlage stattdessen vor, mit diesen Geldern Opfer zu retten, die jämmerlich ertrinken mussten, weil es keinen ausreichenden Hochwasserschutz gab.“

Die Flutkatastrophe hat auch viele Opfer, die nicht unmittelbar im Focus stehen. So verlieren unzählige Tiere durch die Flut ihr Leben. Dabei ist die Einwirkungsmöglichkeit des Menschen bei den Wildtieren sicherlich begrenzt. Anders dagegen bei den Heimtieren, also den Haus- und Nutztieren und auch bei den Zootieren.

Während bei den Haustieren und Zootieren offenbar die Sorge und der Schutz für das Tier beim jeweiligen Halter überwiegend im erforderlichen Umfang besteht, scheint dies bei den Nutztieren zumindest sehr fraglich zu sein.

Denn unzählige Nutztiere sind qualvoll ertrunken oder mussten sogar notgetötet werden.

Bei der gegenwärtigen Hochwasserkatastrophe muss dieses hingenommen werden.

Der Tod dieser Tiere sollte aber zumindest Anstoß für die Zukunft sein, solche Todesfälle zu vermeiden, zumindest – soweit es geht – zu reduzieren.

Es ist daher eine unmittelbare Aufgabe für die Zukunft auch Notfallpläne für Heimtiere zu erarbeiten und den gewerblichen Haltern aufzugeben, für einen Schutz der Tiere im Katastrophenfall zu sorgen.

Niedersachsen hat dafür bereits durch die Landwirtschaftskammer einen Notfallplan entwickelt, was sicherlich vorbildlich ist. Dieser Plan machte es möglich, dass innerhalb eines Tages alle Nutztiere in betroffenen Gebieten hätten evakuiert werden können.

Es stellt sich nun die Frage, ob auch andere betroffene Bundesländer die Aufstellung solcher Pläne in Betracht gezogen haben, bzw. ob dies für die Gebiete, vor allem solche, die bereits im Jahr 2002 vom Hochwasser betroffen gewesen sind, zwingend erforderlich und im Sinne des Tierschutzes auch geboten gewesen wäre.

Dies betrifft vor allem die großen gewerblichen Nutztierhaltungen.

Der bmt wird sich für diese Tiere und ihre Halter einsetzen und die zuständigen Veterinärämter der betroffenen Landkreise um Stellungnahmen zu dieser Thematik ersuchen und Hilfe anbieten.

Der bmt möchte aber auch jetzt insbesondere Hilfe für einzelne Tierhalter anbieten, die nicht gewerblich tätig sind.

Aufgrund der Zerstörung, die das Wasser hinterlassen hat, sehen sich viele Tierhalter vor dem unlösbaren Problem der Unterbringung ihrer Tiere.

Hier kann der bmt im Einzelfall Hilfe anbieten. Die Tierhalter werden gebeten, sich an den bmt zu wenden.

Der Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V. (bmt) gehört zu den ältesten und größten Tierschutzorganisationen in Deutschland. Mit seinen 10 Geschäftsstellen, 8 Tierheimen und einem Tierschutzzentrum ist der bmt im gesamten Bundesgebiet vertreten. Zusätzlich betreut der Verein fast 400 Gnadenbrottiere in ausgewählten Pflegestellen und auf Gnadenbrothöfen.
Der gemeinnützige Verband ist Mitglied im Deutschen Spendenrat und als besonders förderungswürdig anerkannt.

Kontakt:
Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.
Petra Zipp
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