Bund der Versicherten kritisiert Regierungspläne zur Riester-Rente

Der Bund der Versicherten (BDV) übt scharfe Kritik an den Reformplänen der Bundesregierung zur Riester-Rente. „Die Produktinformationsblätter tragen leider kaum zu mehr Durchblick bei der Riester-Rente bei“, sagte der BDV-Vorsitzende Alex Kleinlein im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“ (E-Tag: 23.9.). Die erhoffte Kostentransparenz werde es nicht geben.

Statt klarer Angaben in Euro und Cent müssten sich die Kunden künftig mit Effektivkostenquoten beschäftigen. „Das kann kein normaler Mensch nachvollziehen“, so Kleinlein. Auch die Simulationsrechnungen, die dem Versicherten künftig zeigen sollen, mit welcher Wahrscheinlichkeit er mit welcher Wertentwicklung rechnen kann, sieht der Versicherungsmathematiker kritisch. „Jeder Mathematiker weiß, dass je nachdem welche Daten in die Berechnungen eingehen, die Verträge besser oder schlechter erscheinen“, sagte Kleinlein der Zeitung. Geringfügig andere Zahlen könnten zu einem ganz anderen Ergebnis führen. Zumal eine Kontrolle fehle. „Wir fordern, dass Verbraucherschützer an dem Prozess beteiligt werden und Einblick in die Rechnungen erhalten“, so der Vertreter der Versicherten. Die Bundesregierung will am kommenden Mittwoch den Entwurf des „Altersvorsorge-Verbesserungsgesetzes“ verabschieden, in dem unter anderem vorgesehen ist, dass die Anbieter von Riester-Produkten künftig ein standardisiertes Produktinformationsblatt ausgeben müssen. Mit dem „Beipackzettel“, den es für andere Finanzprodukte bereits seit Sommer letzten Jahres gibt, sollen Verbraucher die Angebote im Hinblick auf Chancen und Risiken, Garantien und Kosten besser vergleichen können. Die Versicherungswirtschaft setzte sich dabei mit ihrem Vorschlag durch, die Auswirkungen der Kosten auf die Rendite in einer einheitlichen Kennziffer, der Effektivkostenquote, auszudrücken. Kleinlein erhob darüber hinaus schwere Vorwürfe gegen die Versicherungsbranche. „Aus Sicht des Staates und des Steuerzahlers ist die Riester-Rente herausgeschmissenes Geld“, so Kleinlein gegenüber der „Welt am Sonntag“. Für den einzelnen Verbraucher müsse das Produkt mit Blick auf seinen eigenen Beitrag bis Rentenbeginn nicht unrentabel sein. Doch es könne nicht im Interesse des Steuerzahlers liegen, dass die Zulagen durch den Staat am Ende nicht beim Riester-Sparer, sondern vor allem bei den Versicherern landeten. Durch die Wahl möglichst langer Sterbetafeln könnten die Anbieter das Ergebnis entscheidend zu ihren Gunsten beeinflussen. „Vor zehn Jahren, bei Einführung der Riester-Rente, war die Branche noch wesentlich zurückhaltender, die Verträge lohnten sich für Kunden eher als heute“, sagte Kleinlein weiter. Auf die Frage, ob er davon ausgehe, dass es die Riester-Rente in zehn Jahren noch gebe, sagte er: „In der heutigen Form hat die Riester-Rente keine Zukunft.“