Foto: Peter Sauber Agentur / Schorlau
Andrang auf dem internationalen Brennstoffzellen-Fachforum f-cell Ende September in Stuttgart: 1.011 Fachleute besuchten Kongress, Messe und Begleitveranstaltungen. Der Zustrom ist auch mit den vielfältigen Möglichkeiten zu erklären, die die Branche für ökologische Energieversorgungslösungen aufzeigt.
Stuttgart (eos) – Bis auf den letzten Platz gefüllte Vortragssäle und eine optimistische Aufbruchstimmung prägten das zweitägige Brennstoffzellen-Fachforum f-cell, das am 26. und 27. September 2011 in Stuttgart stattfand. Fachbesucher aus 26 Nationen waren zum Branchen-Event mit Kongress und Messe angereist. „Wenn wir alle Beteiligten mitrechnen, konnten wir mit den Themen Wasserstoff und Brennstoffzellen sowie Elektromobilität insgesamt über 1.000 Menschen mobilisieren“, freut sich Peter Sauber von der Peter Sauber Agentur Messen und Kongresse GmbH, die das Fachforum gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) veranstaltet. WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg ergänzt: „Die hohe Akzeptanz des Symposiums über die letzten elf Jahre hinweg zeigt, dass unser Konzept aufgeht. Wir schlagen einen Bogen von der Forschung und Entwicklung bis zur praktischen Anwendung. Es ist gerade dieser Praxisbezug, den die Teilnehmer, die zu zwei Dritteln aus der Wirtschaft kommen, schätzen.“ So haben die Veranstalter auch dieses Jahr viel positives Feedback erhalten. Der renommierte japanische Brennstoffzellen-Experte Prof. Masahiro Watanabe vom Fuel Cell Nanomaterials Center der Universität Yamanashi sagt: „Die Auswahl der Sprecher war exzellent. Sie vermittelten den Stand der Technik bei Brennstoffzellen, E-Mobilität und Wasserstoffwirtschaft. Immer mehr Menschen erkennen die wichtige Rolle, die Wasserstoff und Brennstoffzellen in einem künftigen klimaschonenden Energieversorgungssystem spielen können. Dazu leistet die f-cell einen wertvollen Beitrag.“
Wasserstoff als energetisches Multitalent
Der Beschluss, in Deutschland aus der Kernenergienutzung auszusteigen, bedeutet Rückenwind für die Branche. Ungleichmäßig anfallender Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind- oder Sonnenkraft kann bereits heute nicht immer vollständig ins Netz eingespeist werden, da teilweise keine entsprechenden Strommengen nachfragt werden. „74 Millionen Kilowattstunden Windstrom blieben 2009 auf diese Weise ungenutzt“, erklärt Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller MdL in seinem f-cell-Vortrag unter Verweis auf Angaben der Bundesnetzagentur. „Auch für diesen Strom steht den Betreibern aber eine Einspeisevergütung zu. Rund sechs Millionen Euro hat das 2009 gekostet.“ Mehrere Schaubilder bzw. Modelle auf der f-cell-Messe zeigten die Lösung des Problems: „Der Öko-Strom könnte große Elektrolyseure antreiben, die damit aus Wasser ‚grünen‘ Wasserstoff machen“, erläutert Dauaride Empere, Projektmanager im Auftrag der Forschung und Innovation der EnBW Energie Baden-Württemberg AG. Der Wasserstoff wiederum lässt sich ganz unterschiedlich nutzen. Besonders interessant ist die Verwendung als Treibstoff in Brennstoffzellen-Fahrzeugen. „Wir können ihn aber auch ins bestehende Erdgasnetz einspeisen“, sagt Dr. Manfred Waidhas, der bei Siemens an einem Elektrolyseur für die großtechnische Erzeugung von Wasserstoff arbeitet. Der Wasserstoff lässt sich – und das ist bei möglichen Engpässen wichtig – auch als Energiereserve einlagern. „Unterirdische Hohlräume, sogenannte Kavernen, eigenen sich als Speicherorte“, berichtet Waidhas. „Damit kommen wir auf Speichermengen im Terrawattbereich. Keine andere Speichermethode erreicht diese Größenordnung.“ Die Enertrag AG in Dauerthal bei Berlin nimmt im Oktober 2011, wie Vorstand Werner Diwald vortrug, ein Gesamtsystem – mit Windkraftanlagen, Elektrolyseur und anschließender Lieferung des „grünen“ Wasserstoffs an eine H2-Tankstelle – in Betrieb.
Brennstoffzellenfahrzeuge ab 2014 in Serie
Die f-cell-Gäste konnten sich davon überzeugen, dass die mobilen Abnehmer für den Wasserstoff in den Startlöchern stehen. „Mit dem Mercedes-Benz F-CELL World Drive, einer mehr als 30.000 Kilometer langen Weltumrundung über vier Kontinente mit drei B-Klasse F-CELL-Brennstoffzellenfahrzeugen, haben wir die Alltagstauglichkeit der Technologie einmal mehr überzeugend demonstriert“, sagt Prof. Herbert Kohler, Leiter E-Drive & Future Mobility bei Daimler auf der f-cell. Bereits heute wird die B-Klasse F-CELL unter Serienbedingungen gefertigt und im Alltag von Testkunden erprobt. Dafür erhielt das Unternehmen auf der f-cell Abendveranstaltung den vom Umweltministerium des Landes sowie der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart ausgelobten f-cell Award in Gold.
Auch Koichi Kojima von Toyota erklärt: „Toyota plant die Markteinführung von Brennstoffzellenfahrzeugen für 2015. Bis dahin müssen wir vor allem die Kosten weiter reduzieren und an der Langlebigkeit des Systems arbeiten.“ Sehr erfolgreich verkaufe Toyota sein Hybridmodell Prius, ergänzt Branchenberater Takehiko Kato, Präsident der Interlink Corporation in Tokio. „Bis Anfang 2011 erwarben über drei Millionen Kunden weltweit ein Benzin/Elektro-Hybridfahrzeug von Toyota.“
Vor dem f-cell-Veranstaltungsort, dem Stuttgarter Haus der Wirtschaft, konnten die Besucher diverse Brennstoffzellen-PKWs selbst testen. Darüber hinaus zog ein 18 Meter langer Brennstoffzellen-Bus, der im Raum Köln seit 14 Tagen im Linienverkehr unterwegs ist, die Blicke auf sich. Heiko Herr, Trainer Aus- und Weiterbildung bei der Regionalverkehr Köln GmbH, steuerte das Null-Emissions-Fahrzeug – mit Tankstopp in Frankfurt – von Köln nach Stuttgart. „Ein tolles Fahrgefühl“, schwärmt er. Der Bus habe mit der langen Strecke und dem Einsatz als Shuttle-Bus zur f-cell-Abendveranstaltung einen weiteren Bewährungstest bravourös bestanden.
China: Batterieelektrische Fahrzeuge auf dem Vormarsch
China geht einen anderen Weg: „Wir stehen vor der Frage, welche Infrastruktur wir aufbauen sollen“, sagt Su Zhou, Professor an der Tongji Universität in Shanghai, in perfektem Deutsch. „Dabei sollten wir uns von bisherigen Mobilitätskonzepten verabschieden und ganz neu denken.“ Vieles spräche dafür, auf batterieelektrische Mobilität zu setzen. Gerade in diesem Bereich ist China weiter als der Westen: Seit Jahrzehnten sind ca. 50 Millionen elektrische Fahrräder in chinesischen Städten unterwegs. Ein System aus Batterietausch- sowie Ladestationen ist gut eingespielt. „Jetzt geht es darum, auch den Mobilitätsanforderungen der Menschen im ländlichen Raum gerecht zu werden“, erläutert Zhou. „Chinesische Automobilhersteller bauen dazu kleine Elektroautos, die, um die Kosten zu senken, mit herkömmlichen Bleiakkus ausgestattet werden. Umgerechnet 3.000 bis 4.000 Euro: Mehr darf ein Fahrzeug nicht kosten.“ Die geringen Reichweiten pro Batterieladung seien im Alltag zumeist kein Problem. In China gäbe es einen riesigen Markt, erklärt Dr. Allan Lloyd, Präsident des International Council on Clean Transportation mit Sitzen in Washington, San Francisco, Brüssel und Peking. „Derzeit kommen dort auf 1.000 Einwohner nur 18 Autos. Zum Vergleich: In Deutschland sind des 565, in den USA 461.“
Brennstoffzellenheizgeräte: Wärme und Strom fürs Eigenheim
Bereits für 2013 planen Baxi Innotech und Hexis die Vermarktung ihrer Brennstoffzellen-Heizgeräte, die auf den Bedarf eines Ein- bis Zweifamilienhauses ausgelegt sind. „Der große Vorteil der Anlagen: Sie produzieren neben Wärme für Heizung und Wasser auch Strom“, sagt Dörte Borchers von Baxi Innotech. „Bis zu drei Viertel des Strombedarfs in einem Vier-Personen-Haushalt kann vom Brennstoffzellen-Heizgerät direkt und kostensparend gedeckt werden.“ Alexander Dauensteiner vom Hersteller Vaillant, der erstmalig auf der f-cell zusammen mit Hexis und Baxi Innotech auf dem EnBW-Stand ausstellte, sieht einen großen Markt für die Geräte: „Da werden alle Hersteller ihren Platz finden.“ Die Hersteller arbeiten gemeinsam mit den Energieversorgern im Programm CALLUX, das durch das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellen (NIP) gefördert wird, eng zusammen: „Bei CALLUX geht es darum, Geräte in größeren Stückzahlen im Alltag zu testen und gleichzeitig den Markt gut vorzubereiten“, erläutert Markus Edel von der EnBW. Dass die Verbraucher der Technik offen gegenüberstehen und von ihr vor allem Kostenersparnisse sowie Umweltfreundlichkeit erwarten, ergab eine Verbraucherbefragung im Rahmen des Programms. Auch die Testnutzer äußern sich positiv: „In den unterschiedlichen Kategorien liegt die Zufriedenheit jeweils zwischen 80 und 90 Prozent“, erklärt Edel. „Und die restlichen Prozente schaffen wir auch noch.“
Stromversorgung für unterwegs
Der Besuch der f-cell zeigte: Es gibt neben der Nutzung in Fahrzeugen und zur Hausenergieversorgung noch andere Einsatzgebiete für Brennstoffzellen. Das Unternehmen Truma Gerätetechnik aus Putzbrunn bei München beispielsweise steht kurz vor der Markteinführung eines Brennstoffzellensystems, das in Wohnmobilen, auf Booten, in Berghütten oder an anderen netzfernen Orten Strom für Beleuchtung, Heizungsgebläse, Unterhaltungselektronik bzw. anderes technisches Gerät liefert. „Über 100 Systeme haben sich bereits im Test bewährt“, erklärt Andreas Schiegl, Teamleiter Brennstoffzelle bei Truma. Ein ähnliches Brennstoffzellensystem bringt auch enymotion aus Heilbronn in Kürze auf den Markt. Die Anlagen beider Hersteller arbeiten mit Flüssiggas, das in Wohnmobilen sowieso an Bord ist und weltweit nachgekauft werden kann. „Caravanbesitzer können unser Brennstoffzellen-System auch nachrüsten. Es wird an das an Bord vorhandene Gassystem angeschlossen. Der Einbau erfolgt durch Fachhändler, die für Arbeiten am Gassystem zertifiziert sind,“ erklärt Dominik Öller von enymotion.
Brandschutz mit Brennstoffzellen
Lars Frahm von N2telligence aus Hamburg berichtete über „QuattroGeneration“, das erste Brandschutzsystem, das auf Brennstoffzellenbasis funktioniert. Die Anlage kommt beispielsweise in Rechenzentren oder Archiven zum Einsatz und reduziert den Sauerstoffgehalt der Luft, so dass Feuer gar nicht erst entstehen können. Die Brennstoffzelle, die die stickstoffreiche Luft erzeugt, produziert gleichzeitig Wärme, Klimakälte und Strom. Ins Netz integriert senkt diese Energie die Betriebskosten. Für diese bereits am Markt verfügbare Innovation nahm Lars Frahm auf der f-cell-Abendveranstaltung den f-cell award in Bronze entgegen.
Maschinenbauer sorgen für Optimierung
In Vorträgen und an Messe-Ständen demonstrierten Komponentenhersteller sowie Maschinen- und Anlagenbauer, wie sie dazu beitragen, dass Brennstoffzellen-Systeme künftig auch preislich konkurrieren können. Zum Beispiel ist es dem Unternehmen Graebener Maschinentechnik gelungen, durch die Transformation eines Brennstoffzellenstapels von Graphit auf Metall das System so zu optimieren, dass die Leistungsdichte um 63 Prozent stieg, während Höhe, Volumen und Gewicht des Stapels um fast 40 Prozent abnahmen. Auf dem Stand von Fix Maschinenbau war mit „IN-PROCESS“ erstmals eine Montagevorrichtung für Brennstoffzellenstapel mit integrierter Prüftechnik zu sehen. „Diese Art der Fertigung erhöht nicht nur die Qualität der Produkte, sie senkt auch die Herstellungszeit von drei Stunden auf rund 20 Minuten“, erklärt Edgar Lederer, Leiter Forschung und Entwicklung bei Fix Maschinenbau. Am Stand von Baltic FuelCells aus Schwerin zeigte Stephan Möller Testsysteme für Brennstoffzellen. Ein patentiertes Verfahren macht es möglich, kontrolliert Druck auf die Zellen auszuüben und die Effekte zu messen.
Festlicher Höhepunkt: die f-cell-Abendveranstaltung
Den festlichen Höhepunkt des Fachtreffens bildete die Abendveranstaltung mit Verleihung der f-cell Awards, die 2011 in den Stuttgarter Wagenhallen stattfand, einem Ort mit rustikal-alternativem Flair, der auch Künstlerateliers beherbergt. Neben Daimler und N2telligence nahmen Projektteams der Robert Bosch GmbH (f-cell Award in Silber) und der SFC Energy AG (f-cell Award in Bronze) Auszeichnungen entgegen. Viele der Redner und Teilnehmer erwarten die Veranstalter auch zur f-cell 2012 wieder.
Das Brennstoffzellen-Fachforum f-cell 2011 Ende September in Stuttgart wartete mit Besucherrekorden und vielen internationalen Referenten, wie Professor Su Zhou aus Shanghai (Foto), auf.
Weitere Informationen und Bilder erhalten Sie bei:
Peter Sauber Agentur Messen und Kongresse GmbH
Lena Jauernig
Wankelstraße 1
70563 Stuttgart
Tel.: 0711 656960-56
E-Mail: f-cell@messe-sauber.de
Internet: www.f-cell.de
Die Peter Sauber Agentur Messen und Kongresse GmbH (www.messe-sauber.de) ist Mit-Veranstalter und Organisator des jährlich in Stuttgart stattfindenden Brennstoffzellen-Fachforums f-cell für Produzenten und Anwender der Brennstoffzelle. Darüber hinaus führt die Agentur aus Stuttgart zahlreiche weitere Messen und Ausstellungen durch: zum Beispiel die lokalen Endverbraucher-Messen „Haus / Holz / Energie“ sowie den Kinderbetreuungs- und Bildungskongress „Invest in Future“.
Kontakt:
Peter Sauber Agentur Messen und Kongresse GmbH
Lena Jauernig
Wankelstraße 1
70563 Stuttgart
0711-656960-56
www.messe-sauber.de
f-cell@messe-sauber.de
Pressekontakt:
eoscript Public Relations
Eike Ostendorf-Servisoglou
Löwen-Markt 8
70499 Stuttgart
eos@eoscript.de
0711-65227930
http://www.eoscript.de