Brasilien und das Kartell der Skorpione

Das ergreifende Buch »Das Kartell der Skorpione« – über den Mord an Straßenkindern in Rio de Janeiro erscheint in Leipzig.

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Cover des Buches

Brasilien – da denkt man an die Fußball-WM 2014 und die Olympischen Sommerspiele von 2016 in Rio de Janeiro. Zwei herausragende Sportereignisse, die all die gravierenden Mängel eines Staates in den Schatten stellen sollen, in dem Kinder erschossen werden, weil sie einen Kindesmord beobachtet haben könnten.

Gerade deshalb wählte der Deutsch-Brasilianer Mario Monteiro den gegenwärtigen Zeitpunkt, sein ergreifendes Buch »Das Kartell der Skorpione« jetzt in Deutschland zu veröffentlichen.

Rio de Janeiro – die Stadt auf dem 30. Breitengrad – um die Jahrtausendwende. 30.000 Kinder leben in den Straßen und Gassen, um mit Maconha, Koks und Crack ihr Leben und das ihrer Familien durchzubringen. Containerweise werden internationale Präzisionswaffen in die Stadt gebracht. In den brasilianischen Gefängnissen wird gefoltert, Drogenkapitäne schlagen massiv zurück. Korruption ist allgegenwärtig, es gibt Querverbindungen des Kokainkonzerns zu hohen Ämtern im Staat. Weltweit floriert die Geldwäsche, eng verflochten ist das Netz der Banker zwischen Rio, Grand Cayman und Luxembourg. Dazwischen die Todeskommandos auf den Hügeln der Stadt. So wie in der Favela von Tres Rochas, einer dramatischen Analogie zum weltweit bekannten 23-Leichen-Massaker der korrupten Polizei von Rio, geschehen in der realen Favela Vigário Geral im Jahr 1993. Erleben Sie Robby Armengol, den dreizehnjährigen Kronzeugen. Vierzehn darf er nicht werden.

Dr. Karl Friedrich Schäfer sagte über das Manuskript: »Ein herausragender Erzähler hat einen großen Roman mit einem großen Anliegen geschrieben. Er schildert das Vegetieren in den Favelas, den Slums am Rande einer verschuldeten Stadt in Brasilien. Seine Aufmerksamkeit gilt vor allem den Kindern, die stehlen, um zu überleben, die sich zusammenrotten, um Erwachsene zu überfallen, dir auch vor einem Mord nicht zurückschrecken, um in den Besitz eines im Ausland verkäuflichen Luxusautos zu kommen. Umso mehr Sympathie erwerben sich die Jungen Omar und Pedro, die bei allem Elend an ihrer guten Gesinnung festhalten. Als Kontrastfiguren und Mitschuldige an aller Not werden Großgrundbesitzer, ein korrupter Bürgermeister und ein listiger Bauunternehmer in ihren dramatischen Verhandlungen entlarvt – in Dialogen, die mit atemberaubenden Kapiteln aus der Welt des Elends abwechseln. Der Erzähler beweist seine Kenntnis dieser Welt in überaus plastischen und genauen Schilderungen. Juarana: ›Hütten, links und rechts, Buden, Notunterkünfte, Dutzende kniehoher Bausteinstützen, Bretterwände drüber. Nichts als Dauerbehelfe …‹ Gelegentlich lässt der Autor auch einen bitteren Galgenhumor durchblicken: ›Erst vorletzte Woche sei dort ein Mann an einem zu langen Messer gestorben.‹ Oder: ›In ihrem rundlichen Gesicht saß eine Stupsnase wie ein verlorener Gartenzwerg.‹ In der benachbarten Stadt werden Szenen vor dem verkommenen Krankenhaus ausgemalt: Kranke und Sterbende, die um Einlass flehen in eine Klinik, deren Gehaltslisten die Namen des Bürgermeisters und seiner Parteifreunde als Ärzte aufweisen. All diese Zustände werden als Tragik eines ganzen Staates empfunden: ›Ein todkranker Riese sei das ganze Land.‹ Anfangs war von einem großen Anliegen die Rede: Dies ist ein höchst kämpferisches Buch, und der Kampf gilt vor allem einer Kindergeneration für die ›Überleben alles bedeutet.‹«

Mario Monteiro: »Das Kartell der Skorpione. Kinder zwischen Kokain und Korruption«
ISBN 978-3-95488-093-5
Engelsdorfer Verlag Leipzig, Dezember 2012
Deutsch, Paperback, 344 Seiten, 14,90 EUR

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