Billig-Föhn: Unterschätzte Brandgefahr

Schadenverhütung: Zunahme von „billigen“ Elektrogeräten als Brandverursacher / Rossmann ruft 900.000 Billig-Haartrockner zurück / Elektrizität ist die häufigste Brandursache / IFS gibt Sicherheitstipps

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Föhn für 8,99 Euro verursachte Brände und wurde von Rossmann zurückgerufen. (Foto IFS)

Kiel, im Juni 2012. Laut Brandursachenstatistik des Kieler Institutes für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e. V. (IFS) bleibt Elektrizität mit Abstand die größte Risikoquelle für Brände. Über ein Drittel der untersuchten Fälle sind auf technische Defekte an Elektrogeräten und -Installationen zurückzuführen. „Wir stellen besorgt eine deutliche Zunahme von „Billiggeräten“ als Brandverursacher fest“, sagt Dr. Hans-Hermann Drews, Standortleiter Kiel des IFS. Aktuell hat die Drogeriekette „Rossmann“ fast eine Million Geräte von einem Billighaartrockner zurückrufen müssen. Grund: Brandgefahr.

Private Haushalte sind mit Elektrogeräten regelrecht vollgestopft. Was viele Nutzer nicht wissen: Alle elektrischen Haushaltsgeräte sind potenzielle Zündquellen. „Dass aufgrund von Elektrogeräten im eigenen Haushalt ein Brand verursacht wird, ist wesentlich wahrscheinlicher als fünf oder sechs Richtige im Lotto zu erzielen“, erklärt Drews. Die Wahrscheinlichkeit erhöht sich, wenn ein billiges Gerät angeschafft wird. In einem vom IFS untersuchten Fall hatte ein Versicherungsnehmer seinen etwa sechs Monate alten Rossmann-Föhn der Marke „Ideen Welt“ vom Typ LD-035 morgens nach dem Benutzen ausgeschaltet und im Badezimmer abgelegt. Später geriet das Gerät in Brand. Die Reste des Haartrockners wurden im Elektrolabor des IFS untersucht. Dabei fand ein Gutachter Kurzschluss-Spuren an der Anschlussleitung der Heizwendel. Zu einem Kurzschluss hinter dem Hauptschalter kann es nur kommen, wenn das Gerät eingeschaltet ist. Beim Vergleich mit einem neuen Gerät zeigte sich, dass sich der Schalter des verbrannten Föhns zwischen den Stellungen „Aus“ und „Stufe 1“ befand. Der Haartrockner war also weder aus- noch eingeschaltet. In der Bedienungsanleitung wurde – wie es üblich ist – darauf hingewiesen, nach der Benutzung den Netzstecker zu ziehen. „Das hätte den Schaden auf jeden Fall verhindert“, so Drews. Nach dem Produktsicherheitsgesetz und den VDE-Bestimmungen müssen elektrische Geräte aber so gebaut sein, dass von ihnen auch bei „vorhersehbarer Verwendung“ oder „sorgloser Benutzung“ keine Gefahr ausgeht. Im Fall des „Ideen Welt“-Haartrockners war das offensichtlich nicht gegeben, denn im IFS wurden bereits mehrere Brandfälle mit Haartrocknern des Typs LD-035 untersucht. Mittlerweile hat die Drogeriekette das Produkt aus dem Sortiment genommen. Bereits gekaufte Haartrockner der entsprechenden Marke können der Firma Rossmann zurückgegeben werden, der Kaufpreis wird erstattet.

(Siehe auch Pressemitteilung von Rossmann: http://www.rossmann.de/presse/pressemitteilungen/artikel/rossmann-ruft-haartrockner-zurueck.html )

Brandursachen bei Elektrizität
Typische Brandursachen in Verbindung mit Elektrizität sind Lichtbogenkurzschlüsse, bei denen Temperaturen von über 5.000 °C auftreten können. Auch Kontaktfehler in Steckdosen oder Geräten – bekannt als „Wackelkontakt“ – stehen in der Liste der Zündquellen weit oben. Steuerungs- und Regeleinrichtungen können ebenfalls versagen und zu brandgefährlichen Temperaturen an den Geräten führen. Und zu viele elektrische Verbraucher an einem Anschluss führen häufig zu Überlastungen von Stromkreisen.

IFS-Tipps

Auf Nummer sicher mit Elektrogeräten

Die Fachleute des Institutes für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer empfehlen:

1. Nach Gebrauch immer den Netzstecker des Elektrogerätes ziehen.

2. Elektrogeräte niemals unbeaufsichtigt betreiben.

3. Beim Verlassen der Wohnung oder des Hauses alle Elektrogeräte ausschalten – soweit sinnvoll möglich.

4. Nicht zu viele Stromverbraucher an einen Anschluss hängen, insbesondere bei der Verwendung von Mehrfachsteckdosen.

5. Installierte Rauchmelder erhöhen die Wahrscheinlichkeit der frühen Brandentdeckung.

Ursachenforschung, Beratung sowie Schulungsmaßnahmen zu den Themen Feuer, Technik und Umwelt sind die Kernaufgaben des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer. Die gewonnenen Erkenntnisse aus tausenden von Gutachten werden in der Beratung zu Sanierungen und im Engagement für Schadenverhütungsmaßnahmen weitergegeben und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Das Institut hat inzwischen eine 125 Jahre alte Tradition und ist neben dem Hauptsitz in Kiel auch in Berlin, Hannover, Düsseldorf, Wiesbaden, Stuttgart und München vertreten. Die Wurzeln des Instituts gehen in das Jahr 1884 zurück, als die Schleswig-Holsteinische Brandkasse in Kiel eine damals einzigartige Brandverhütungsabteilung gründete. 1952 entstand hieraus schließlich das Kieler Laboratorium für Brandschutztechnik und Brandermittlung, das sich durch seine Forschungsergebnisse bald über die Region hinaus einen Namen machte. Aus diesem Labor ging 1976 das IFS hervor.

Kontakt:
IFS Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e. V.
Dr. Rolf Voigtländer
Preetzer Straße 75
24143 Kiel
0431 – 7 75 78 – 0
voigtlaender@ifs-ev.org
http://www.ifs-ev.org

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