Bildungsmarketing im WWW: Wer sucht, der findet (vielleicht)?

Zur Analyse der Websites von Bildungszentren der deutschsprachigen Region

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(NL/2075309907) Wer als Bildungswilliger nach einer Weiterbildung oder einem Seminar sucht, nutzt in aller Regel das Internet und dort Suchmaschinen. Die Suchergebnisse auf der ersten Trefferseite der Suchma-schinen-Portale bieten allerdings nur einen sehr kleinen Ausschnitt des Marktes. Nach einigen Än-derungen und Updates in den Algorithmen drängen mehr und mehr so genannte Soziale Medien auf die vorderen Plätze, wogegen die einzelnen Webseiten der Bildungsanbieter nur schwer an-kommen. Geschäftsentscheidend für ein Bildungszentrum ist zweierlei: einmal die Sichtbarkeit seiner Website im Web; und wie die Website den Besucher empfängt.

Der Bildungssuchende hat eine Website mit anscheinend passenden Angeboten gefunden. Wie aber wird er dort empfangen? Findet der Bildungssuchende dort gleich und intuitiv, was er sucht? Und ganz wichtig – welche Anstrengungen unternimmt der Bildungsanbieter, den Besucher von seinem Angebot zu überzeugen? Diese Untersuchung hat über 50 Websites unter die Lupe ge-nommen und dabei einige ihrer web-technischen Aspekte sowie Elemente ihrer jeweiligen Selbst-darstellung untersucht.

Der Analyse-Schwerpunkt
Der Schwerpunkt der Anbieterauswahl lag auf bekannten Anbietern offener Seminare mit eigenen Seminarräumen, darunter viele IT Trainingszentren. Analyseinhalte waren u.a. die Präsentation des Unternehmens (Ansprechpartner, Trainer, Geschäfts- und Seminarräume), Navigation, Nutzer-führung und Usability, Suchmaschinen-Optimierung und Linkbuilding sowie die Anwendung einer client-seitigen Web-Analyse.
Nicht thematisiert wurden dagegen die semantischen Inhalte, die sich ohnedies meist gleichen, sowie das Engagement in sozialen Medien. Letzteres wird einer eigenen Untersuchung vorbehal-ten sein.

Die Selbstdarstellung
Die Selbstdarstellung eines Bildungs-Unternehmens beginnt bei seiner Persönlichkeit bzw. seinen Persönlichkeiten. Was zeigt dort ein Unternehmen von sich, ist es offenherzig oder verrät es Bun-kermentalität?
Beginnen wir mit der Darstellung der Seminarräume immerhin eine Möglichkeit, das Lernumfeld zu präsentieren. 50% der Websites verzichten generell auf solche Bilder. Von denen, die ihre Räumlichkeiten präsentieren, hat wiederum die Hälfte ausgesprochen schlechtes Bildmaterial verwendet.
Bildgröße, Perspektive, Kontrast, Blickführung nur 23% der Bildungsanbieter hatten hier wirklich erkennbar professionelles Material veröffentlicht. Genutzt wurden auch 360-Grad-Panoramen oder Videosequenzen. Das ist zwar gut gemeint, und oft auch gut gemacht aber die Frage stellt sich, ob sich der Besucher die Zeit nimmt, die Animationen zu betrachten. Hier wäre es interessant zu wissen, ob Besucher diese Form des Informationsangebots überhaupt annehmen (Webanalyse!).
Die Persönlichkeit
Die Persönlichkeit eines Unternehmens wird in erster Linie durch die Personen geprägt, die darin arbeiten. Eine personifizierte Website spricht einen Besucher nachweislich stärker an, als eine anonyme. Namentlich genannte Akteure, die mit einem ansprechenden Portraitbild gezeigt wer-den, sind ein wesentlicher Vertrauensfaktor!
Aber auch hier ergibt sich das gleiche Bild wie bei der Präsentation der Räumlichkeiten: 50% der Bildungsanbieter verzichten völlig auf eine Präsentation der Mitarbeiter in Bild und bieten auch keinen personifizierte Kontaktmöglichkeit.
Dabei spielte es für diese Untersuchung keine Rolle, ob die Ansprechpartner in der Seminarbe-schreibung eingeblendet werden oder in der Über-uns-Seite vorgestellt werden. Die meisten An-bieter, die sich persönlich vorstellen, tun dies mit professionell erstellten Bildern.

Der Trainer, das unbekannte Wesen
Noch gravierender sieht es auf der Trainerseite aus. Fast drei Viertel aller Anbieter machen über-haupt keine persönlichen Angaben zu ihren Referenten und Trainern. Das Phänomen der Instruktoren-Bildverkostung scheint in der Seminarwelt noch immer sehr verbreitet zu sein. Dieje-nigen Bildungsanbieter, die ihre Trainer nennen, haben fast immer auch ein mehr oder weniger ausführliches Qualifikations- und Projektprofil dazu veröffentlicht.
Den Trainer und seine Qualifikation zu kennen ist eine der nachweislich wesentlichsten vertrau-ensbildenden Maßnahmen, die ein Bildungsanbieter im Web realisieren kann. Das wiegt beinahe alle bekannten Gegenargumente auf.

Nutzerführung
Kommen wir zu einigen Elementen der Nutzerführung und Usability. Die Gestaltung der Naviga-tion und Nutzerführung ist bei einem komplexen Angebotsportfolio immer eine Herausforderung. Zunächst sollte die Navigation gut lesbar sein und ihre Begrifflichkeiten eindeutig die dahinter stehenden Inhalte bezeichnen. Ein Menupunkt Leistungen ist genauso sinnlos, wie eine ontologisch redundante Navigation, deren Begriffe nicht sauber voneinander getrennt sind (Seminare & Fortbildung auf der gleichen Menu-Ebene).
Auch die Klickpfade sollten nicht zu lang sein. Immerhin 12% der Anbieter hatten Klickpfade von 5 Klicks und mehr bis zur Seminareinzelbeschreibung. 40% der Anbieter hatten nach den oben ge-nannten Merkmalen eine ungenügende Nutzerführung, die entweder schon auf der Hauptebene nicht stringent, oder aber in der Zielführung ungenügend war.
Ein Beispiel: Der Einstieg bis zum Menupunkt Office Anwendung gelang gut (z.B. über den Pfad Seminare Software-Trainings Office Anwendungen), die einzelnen Kurse darunter sind aber in einer langen Liste ohne erkennbare Ordnungsstruktur (bzw. nach der Kursnummer, die einem Externen nichts sagt) gelistet und man muss sich mühsam durch die Liste scrollen. Oder man zielt auf die Kursinhalte, muss aber, bevor man das Angebot erreicht, erst einmal eine umfangreiche Vorauswahl aus Methoden-, Termin- und Ortsoptionen treffen.

Noch ein anderes Usability-Element wurde untersucht – die verwendete Schrift:
35% der Websites hatten eine zu klein wirkende Schrift (11px, Auflösung 1280×1024).
15% der Websites hatten einen ungenügenden Schrift-Kontrast,
3 % waren knapp an der Grenze dazu (Messwertgruppe: Colour Contrast).

Ein wenig SEO für die Sichtbarkeit

Bei den technischen Auswertungen ging es um einige Elemente der Suchmaschinenoptimierung (Verwendung von Seitentitel, Metatags, URL), Linkbuilding (Zahl der Backlinks und Domainpopula-rität, Nutzung von Online-PR) und Ladezeiten.

Nur 33% der Anbieter hatten auf Seitentitel, Metadecriptions und sprechende URLs verwendet, die auf die jeweilige Webseite abgestimmt waren. (allerdings auch diese nur z.T., z.B. wandelten sich die URLs ab einer bestimmten Ebene in dynamische Adressierungen um). Mehr als die Hälfte aller untersuchten Web-Seiten lassen diese Möglichkeit der Onpage-Optimierung völlig ungenutzt. Und nur 20% der Anbieter hatten eine Sitemap in das Menu integriert.

Zum Linkbuilding: Hier haben wir uns aus Zeitgründen auf die Bewertung der Domainpopularität im Verhältnis zur IP Popularität und Zahl der Backlinks beschränkt. Eine Domainpopularität von mehr als 100 Domains erlangen gerade 1/3 der Anbieter, gerade einmal 30% Anbieter unterstüt-zen ihr Linkbuilding mit professionellen Online-PR Kampagnen.

Die Ladezeiten
Ladezeiten sind mittlerweile auch ein Rankingfaktor; darüber kann man sich in der Webanaylse und den Webmastertools der bekanntesten Suchmaschine kundig machen. Umso unverständlicher, welchen Ballast manche Websites mit ihrer Startseite anschleppen. Zur Analyse wurden das 1&1- Tool und www.webpagetest.org genutzt.
Das höchste gemessene Startseiten-Volumen lag bei unglaublichen 2,3 MB. Meist sind es hierbei voluminöse Javascript Applikationen, GIF Animationen oder auch CSS Anweisungen, die den Da-tentransfer aufblähen. 50% aller Anbieter hatten ein Datenvolumen von über 400kb (was beim 1&1-Tool etwa mit der Note 4-5 benotet wird).

Die Webanalysen
Der letzte Blick unserer Untersuchung bezieht sich auf die genutzten Webanalysen. Welche wer-den genutzt und wird der Besucher auf eine diesbezügliche Verwendung hingewiesen? Insbeson-dere bei Verwendung von Google Analytics wurde geprüft, inwieweit diese Analyse daten-schutzkonform verwendet wird.

20% der Anbieter verwendeten überhaupt keine client-seitige Lösung (was nicht ausschließt, dass eine Besucheranalyse über Logfiles durchgeführt wird). Über 70% der Anbieter nutzen ein oder mehrere Systeme zum Tracking ihrer Besucher.
Aber nur 37% geben überhaupt einen Hinweis (Im Datenschutz oder Impressum), dass sie eine Tracking-Software verwenden! Dagegen waren Hinweise auf Verwendung von Cookies häufiger anzutreffen.

Neben Analyse-Produkten wie etracker, E-Business Suite von Newelements, Piwik und econda war Google Analytics® mit knapp 60% am weitesten verbreitet.
Aber nur die Hälfte der Nutzer gibt einen Hinweis auf seine Verwendung, nur ca. ein Drittel setzen den vom Datenschutz geforderten Trackingcode ein.
Ganze 6 Anbieter verlinken auf das Browser-Plugin zur Deaktivierung von Google Analytics. Man kann also sagen, dass nur eine Minderheit das Tool konform mit Datenschutzgesetz und Google-AGB einsetzt.

Alles im Allen zeigt die Untersuchung, dass professionelle Web-Analyse, Web-Nutzung und deren Management im Bildungssektor ein trauriges Schattendasein führen! Misst man dem Internet bzw. der Homepage die gebührende hohe vertriebliche Bedeutung zu, dann kann man für die Weiterbildungsbranche mit Fug und Recht feststellen, dass hier noch sehr viel Potenzial brach liegt. Aber selbstverständlich gibt es auch Websites von Bildungszentren, die hochprofessionell gestaltet und vermarktet sind und jedem nationalen oder internationalen Vergleich standhalten.

eduMarketing von Dr. Gerd Theobald ist ein Beratungsunternehmen, das sich auf Themen des Online-Marketing für Bildungszentren, Verlagen und kulturellen Einrichtungen fokussiert. Schwerpunkt der Bera-tungsleistungen sind Onpage-Optimierung , semiotische Analyse von Websites, Suchmaschinenoptimierung (SEO), Verwaltung und Optimierung von Anzeigen-Kampagnen, Social Media Marketing und Webanalyse. R. Theobald ist von Google mit der Google Analytics Individual Qualification ausgezeichnet worden. Weitere Informationen unter http://www.edumarketing.net
Dr. Gerd Theobald ist seit 2008 im Consulting tätig; zuvor war er Produktmanager für ein großes deutsches Weiterbildungsportal bei einer Dortmunder Softwarefirma und von 2000-2005 Leiter der Datenbankredaktion für die Datenbank KURSNET.

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