Das Medizinerteam des Berliner Universitätsklinikums Charité, das die inhaftierte ukrainische Oppositionsführerin Julija Timoschenko behandelt und dazu am morigen Montag abermals nach Charkiw reist, verteidigt sich gegen Vorwürfe der Regierung von Präsident Viktor Janukowitsch. In einer vierseitigen Erklärung, aus der die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in ihrer Montagausgabe zitiert, weisen der Charité-Leiter Karl Max Einhäupl und seine Kollegen Kritik der ukrainischen Seite an ihrer Arbeit sowie an ihrem Auftragsverständnis zurück. Jewgenija Timoschenko, die Tochter Julija Timoschenkos, sprach gegenüber der Zeitung von einer „Medienkampagne“, die auf Geheiß von Janukowitsch gegen die deutschen Ärzte geführt werde; deren Arbeit solle in Misskredit gebracht werden, was mit dem neuen Prozess zusammenhänge, der gegen ihre Mutter angestrengt wird.
Die Oppositionspolitikerin war im August 2011 wegen angeblichen Amtsmissbrauchs in ihrer Zeit als Ministerpräsidentin zu sieben Jahren Straflager verurteilt worden. In der Haft erlitt sie Anfang Oktober einen Bandscheibenvorfall. Die Charité-Ärzte kritisieren in ihrer Erklärung, die sie am Montag den ukrainischen Behörden übergeben wollen, dass das Gesundheitsministerium in Kiew verbreite, der Heilungsprozess von Timoschenko dauere schon fast drei Monate und damit zu lange. Es habe zudem Zweifel am fachlich-medizinischen Auftrag der deutschen Ärzte geäußert. Diese schreiben hingegen, bis Mai 2012 sei der Bandscheibenvorfall nicht oder nur unzureichend behandelt worden; die Ärzte hatten schon drei Monate zuvor empfohlen, Julija Timoschenko in ein Krankenhaus einzuweisen. „Sich jetzt über den mangelnden Fortschritt bei der Rehabilitation zu beklagen, halten wir angesichts der durch die Versäumnisse der ukrainischen Behörden verursachten Verzögerungen für unangemessen“, heißt es laut der Zeitung in der Erklärung.