Der Gratis-Urlaub des heutigen Bundespräsidenten Christian Wulff im Jahr 2008 beim Aufsichtsratschef eines Versicherungskonzerns wirft neue Fragen auf. Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe berichtet, hatte Wulff sich vor dem Gratis-Urlaub als niedersächsischer Ministerpräsident für wesentliche Interessen der Versicherungswirtschaft eingesetzt, nämlich in der Frage, ob die Erträge aus Lebensversicherungen steuerfrei bleiben sollten. Auf einer internen Veranstaltung des Konzerns hatte sich Wulff im Jahr 2005 dieser Verdienste für die Branche selbst gerühmt.
„Sofern es im Einflussbereich der Niedersächsischen Landesregierung lag, ist sie für die Beibehaltung des Privilegs der Steuerfreiheit der Erträge eingetreten“, führte Wulff in einer Rede vor dem Gesamtbeirat aus. Die Landesregierung habe für die Kompromisslösung gekämpft, dass nur die Hälfte der Erträge besteuert werden sollte. Durch diesen Einsatz würden „Lebensversicherungen auch weiterhin eine wichtige Rolle bei der privaten Altersvorsorge spielen“. Der Aufsichtsratschef war bei Wulffs Rede persönlich anwesend und wurde von diesem namentlich begrüßt. Drei Jahre später verbrachte Wulff zusammen mit seiner Frau Bettina seinen Urlaub in der toskanischen Villa des Aufsichtsratschefs, ohne dafür zu zahlen. Wulff hatte seine Gratis-Urlaube damit verteidigt, dass er lediglich langjährige Freunde besucht habe. Eine Verbindung zwischen seinen politischen Ämtern und den wirtschaftlichen Interessen dieser Freunde habe es dagegen nicht gegeben.