Die Terroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) hatten möglicherweise Kontakte zur Rocker-Szene. Geheime Dokumente, die der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegen, zeigen eine mögliche Verbindung. Derzeit prüfen die Ermittler auch noch eine neue, mysteriöse Spur zu der Rockergruppe Bandidos.
Nach einer Schießerei vor dem Clubhaus der Bandidos in Berlin-Wedding sollen im Juli DNA-Spuren gefunden worden sein, die teilweise Übereinstimmungen mit DNA-Spuren aus dem letzten Versteck des NSU in Zwickau aufweisen. Die zwei Spuren werden derzeit untersucht. Nach den der Bundesanwaltschaft und dem Bundeskriminalamt bislang vorliegenden Erkenntnissen sind die wenigen Merkmalsübereinstimmungen nicht als Beleg dafür geeignet, dass die Spuren von ein und derselben Person herrühren. Sicher aber ist: Die Ermittler haben noch andere mögliche Verbindungen zwischen Bandidos, Neonazis und auch der Terrorzelle NSU gefunden. Ein Rechtsanwalt will die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Z. im vergangenen Jahr in Erfurt bei einem Prozess gegen Bandidos-Mitglieder gesehen haben. Er sei sogar von ihr angesprochen worden, heißt es. Einer der Angeklagten wurde vor kurzem von Ermittlern dazu befragt. Der Mann sagte zwar, er selbst habe Z. nicht gesehen. Er habe allerdings schlechte Augen, seine Brille habe er während des Prozesses nicht aufgehabt. Eine Anwesenheit Zs. hielt er nicht für ausgeschlossen. Sie könne sogar seinetwegen dort aufgetaucht sein. Der Zeuge, der eine Haftstrafe absitzt, hatte in einem Clubhaus der Bandidos einen gewissen R. niedergeschlagen. Dieser wiederum sei „der beste Freund von Ralf W.“, behauptet der Rocker. W. ist einer der Beschuldigten im NSU-Verfahren. Der langjährige NPD-Funktionär soll nach der Flucht des NSU-Trios noch Kontakt zu den dreien gehabt und sie unterstützt haben. Der Zeuge aus dem Bandidos-Milieu hatte offenbar früher auch selbst einmal Z. kennengelernt, und womöglich auch den NSU-Terroristen Uwe M.. Das sei Mitte der neunziger Jahre gewesen. Der Zeuge gehörte damals selbst zur Skinhead-Szene und zur Neonazi-Gruppe „Thüringer Heimatschutz“, der das Terrortrio entstammte. Im Jahre 2006 – zu der Zeit war das Trio bereits seit acht Jahren auf der Flucht vor der Polizei – hätten die Bandidos in Thüringen nach Personal in der rechten Szene gesucht. Disziplinierte, gut organisierte Leute hätten die Rocker nämlich gebrauchen können, sagte der Zeuge. Er ging schließlich selbst zu den Bandidos. Ein anderer Zeuge hat behauptet, im Jahre 2006 sei er in Jena mit jemandem aus der Bandios-Szene in einer Wohnung gewesen – dort sei auch Beate Z. aufgetaucht. Die von ihm genannten Personen, die das bestätigen könnten, wollen davon jedoch nichts wissen. Die Bundesanwaltschaft betonte, nach den bisherigen Ermittlungen hätten sich „keine Anhaltspunkte für strafrechtlich relevante Verbindungen“ zwischen mutmaßlichen NSU-Mitgliedern und Gruppierungen aus dem Rocker-Milieu ergeben.