Die Kapitallücke der Commerzbank fällt noch größer aus als gedacht. Wie die „Welt“ aus gut informierten Kreisen erfuhr, rechnet das zweitgrößte Kreditinstitut inzwischen mit einem Kapitalbedarf von mindestens sechs Milliarden Euro. Bisher war von 5,3 Milliarden Euro die Rede.
Hintergrund des Mehrbedarfs sind die derzeit laufenden Verhandlungen um einen Schuldenschnitt Griechenlands. In den Büchern der zweitgrößten Bank Deutschlands wurden Ende des 3. Quartals die griechischen Anleihen mit 1,4 Milliarden Euro bewertet – obwohl die Bank die Papiere im Jahr 2011 bereits um knapp 50 Prozent nach unten korrigiert hat. Bei den Verhandlungen zwischen Griechenland und den privaten Gläubigern zeichnet sich jedoch ein weitaus höherer Abschlag ab. Allerdings hat die EBA im Stresstest einen Kapitalpuffer eingerechnet, der wegfällt, falls es zur vollständigen Abschreibung kommt. Rechnet man diesen Effekt gegen, schlägt die Zusatzbelastung mit über 900 Millionen Euro zu Buche. Nach Informationen der Zeitung kann die Bank auch die höhere Summe von sechs Milliarden Euro aus eigener Kraft stemmen. Mit 250 Millionen Euro sollen die Mitarbeiter zum Kraftakt beitragen: Die Bank will Mitarbeitern anbieten, gegen einen Aufschlag ihre Boni in Aktien zu tauschen. Dabei handelt es sich um außertariflich angestellte, die nicht in der Investmentbank arbeiten. Die Aktien sollen keiner Halteverpflichtung unterliegen. Zudem soll zumindest eine größere Beteiligung und möglicherweise auch kleinere Geschäftseinheiten veräußert werden. Dazu gehört die 15-Prozent-Beteiligung an der russischen Promsvyazbank. Damit könnte die Bank die Kapitalbasis um einen Betrag von 200 bis 300 Millionen Euro erhöhen. Das Geldhaus bereitet den Informationen nach auch vor, weiteres Nachrangkapital in Aktien zum Umtausch anzubieten. Eine derartige Transaktion hatte Ende 2011 bereits 700 Millionen Euro an hartem Kapital eingebracht. Hinzu kommen die bereits bekannt gegeben Maßnahmen: So will der Vorstand durch den Abbau von Risikoaktiva rund 2,7 Milliarden Euro Kapital freisetzen und rund eine Milliarde Euro Gewinn einbehalten. Ob die Allianz ihre Stille Einlage in Aktien tauscht, ist dem Vernehmen nach noch immer nicht fixiert. Eine Wandlung könnte weitere 750 Millionen Euro bringen. „Die Bank schafft es aber auch ohne die Allianz“, sagt eine mit den Vorgängen vertraute Person. „Die Commerzbank braucht in keinem Szenario staatliche Stützung.“