Drei der wichtigsten Anti-Taliban-Milizenführer Afghanistans haben sich einem Medienbericht zufolge in einem Bündnis gegen Präsident Karsai zusammengeschlossen. Wie die Tageszeitung „Die Welt“ (Freitagausgabe) meldet, fordern sie eine Beteiligung an den Verhandlungen mit den Taliban und eine Abschaffung des präsidialen Systems. „Da sich Karsai als Unterstützer der Taliban zu erkennen gegeben hat, kann er kein Partner mehr sein“, sagte Ahmed Zia Massud, Mitglied des Bündnisses und Repräsentant der zweitgrößten Volksgruppe der Tadschiken, der Zeitung.
Massud war von 2004 bis 2009 Karsais Vizepräsident. Zu dem Bündnis unter dem Namen Nationale Allianz zählen laut dem Bericht außerdem der Anführer der schiitischen Hasara, Mohammed Mohakik, sowie der usbekische Milizenführer Raschid Dostum. Die drei Ethnien stellen zusammen fast 60 Prozent der afghanischen Bevölkerung. Präsident Karsai gehört zur Volksgruppe der Paschtunen, die mit etwa 40 Prozent die größte einzelne Volksgruppe in Afghanistan sind. Zahlreiche Beobachter fürchten einen neuen Bürgerkrieg nach dem Abzug der Internationalen Schutztruppe Isaf aus Afghanistan. Die Anführer der neuen Allianz kritisierten im Gespräch mit der „Welt“, dass ihre Volksgruppen von den Verhandlungen mit den mehrheitlich paschtunischen Taliban ausgeschlossen würden. Der Usbeke Dostum, der noch 2009 Karsais Wiederwahl unterstützt hatte, sagte gegenüber der „Welt“: „Die internationale Gemeinschaft sollte uns zuhören – der Nationalen Allianz.“ Dabei betonte er auch die militärische Schlagkraft des Bündnisses: „Wir werden den Krieg gegen die Taliban gewinnen. Das haben wir schon einmal geschafft“, sagte er unter Bezugnahme auf den Sturz des Taliban-Regimes 2001, den ein vergleichbares Bündnis zusammen mit US-Kräften erreichte. Die Vertreter der Nationalen Allianz fordern zudem eine neue Verfassung mit einer vom Parlament gewählten Regierung statt des präsidialen Systems. Auch die Provinzen müssten mehr Eigenständigkeit erhalten. „Ich war doch selbst einmal für fast fünf Jahre Vizepräsident Afghanistans“, sagte Massud. „Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie viele Projekte scheitern, weil alles, jede Entscheidung über den Schreibtisch des Präsidenten laufen muss.“ Im Jahr 2014 wolle das Bündnis einen gemeinsamen Kandidaten für die Präsidentenwahl aufstellen.