Sekretärin Christine Albrecht steht in unregelmäßigen Abständen für den Wochenend-Bereitschaftsdienst im Frauenhaus Nordschwaben zur Verfügung, ihre Kollegin Bereichsleiterin Ina Banzhaf ist seit Jahren ehrenamtlich als Kirchengemeinderätin in Brenz-Bergenweiler aktiv und ihre Assistentin Birgit Meck wiederum trainiert am Abend eine Tanzsportgruppe für Mädchen des TSG Giengen. Obwohl die Frauen bei der tempus GmbH (einem Unternehmen für Seminare und Consulting) Vollzeit beschäftigt sind, übernehmen sie in ihrer Freizeit zusätzlich Ehrenämter. Ihr Chef Professor Jörg Knoblauch schätzt dieses Engagement. Der Personalguru weiß, dass seine „besten Mitarbeiter in ihrer Freizeit nicht nur konsumieren, sondern ihr Leben aktiv gestalten wollen“.
Dabei sind die Mitarbeiterinnen des schwäbischen Unternehmens nicht alleine. Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums ist jeder dritte Deutsche abends oder am Wochenende für den Sportverein, die Kirche, die Schule, beim Umwelt- und Tierschutz oder im Rettungsdienst aktiv. Oftmals handele es sich um Menschen, die über ein bestimmtes Leistungsethos verfügen, sprich im Beruf erfolgreich sind. Dieses Pflichtbewusstsein setzt sich gerne auch außerhalb des Arbeitsplatzes fort. Bestsellerautor Knoblauch bestätigt diesen Zusammenhang: „Die besten Mitarbeiter engagieren sich überdurchschnittlich für den Arbeitgeber und darüber hinaus auch noch in ihrer Freizeit.“ Knoblauch verdeutlicht: „Die richtigen Leute zu finden, entscheidet über Gewinn und Verlust einer Firma.“ Fleißige Mitarbeiter sorgten für wiederkehrende Kunden und garantierten damit Umsatz und Fortbestand des Unternehmens.
Zu finden seien diese Mitarbeiter besonders in der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen: Von ihnen engagieren sich 35 Prozent. Und knapp die Hälfte der Befragten dieser Gruppe gibt an, dass sie gerne eine ehrenamtliche Aufgabe übernehmen würden. Knoblauch erklärt: „Unser soziales System würde ohne Ehrenamt kollabieren.“ Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Studienergebnis, wonach die Bereitschaft der Deutschen, sich sozial zu engagieren, in den vergangenen Jahren konstant geblieben ist.
„Das Potenzial, engagierte Mitarbeiter zu bekommen, ist da“, meint daher Knoblauch. Um sie zu finden, rät er Unternehmern eine Kultur des Ehrenamts im eigenen Betrieb zu thematisieren und zu fördern. Etwa, indem bei einer Betriebsversammlung Kollegen ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten vorstellen dürften. Der Personalexperte ist sich sicher, dass der Austausch über diese Engagements die Gemeinschaft in der Firma stärkt. Ganz nach dem Motto „Gleich und gleich gesellt sich gern.“, sorge es außerdem dafür, dass diese Kultur Menschen anzieht, die ebenfalls so denken. Diese seien dann wiederum interessiert daran, am Arbeitsplatz Bestleistungen zu bringen. „Eine Win-win-Situation für Unternehmen, Mitarbeiter und die ehrenamtlichen Projekte. Und damit der beste Beweis, dass wirtschaftliches Handeln und soziales Engagement Hand-in-Hand gehen können“, wie Knoblauch findet. Seine Mitarbeiterinnen Christine Albrecht, Ina Banzhaf und Birgit Meck sehen das bestimmt genauso.