BDI-Präsident Keitel stützt Merkels Euro-Kurs

In der Debatte um die Zukunft des Euro und der Rettung der europäischen Wirtschaft meldet sich jetzt erstmals der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zu Wort und unterstützt den Kurs von Bundeskanzlerin Merkel. In einem dem „Handelsblatt“ (Montagsausgabe) vorliegenden Brief an die wichtigsten Unternehmens- und Verbandsvertreter im BDI, schreibt dessen Präsident Hans-Peter Keitel, „die langfristige Sicherung der Währungsunion liegt im elementaren Interesse jedes Einzelnen von uns“. Auch trat Keitel Stimmen in der Wirtschaft entgegen, die auf einen Austritt Griechenlands oder anderer Staaten aus der Euro-Zone setzen: „Jeder Schritt zurück in der europäischen Integration würde unkalkulierbare Risiken für die wirtschaftliche und politische Stabilität bedeuten.“

In seinem Brief unterstützt Keitel die Strategie Merkels in Europa einen „Konsolidierungs- und Reformkurs sowie wichtige Strukturreformen einzufordern“. Die ausgeuferte Verschuldung sei der „die Wurzel unseres Problems“. Keitel begründet seine Befürwortung der Euro Rettung mit dem Hinweis, dass die Unternehmen in Deutschland, ihre Belegschaften und Familien „erhebliche Vorteile“ erzielen konnten. Wachsende Exporte in den Euroraum, Druck zu höherer deutscher Wettbewerbsfähigkeit, stabilere Wechselkurse und Preise, niedrigeres Zinsniveau und ein höheres „wirtschaftliches Gewicht“ um deutsche Interessen vertreten zu können, seien die Pluspunkte der europäischen Währung Der BDI-Präsident hebt laut „Handelsblatt“ in seinem Brief sechs Punkte hervor, die keinen Rückschritt hinter die bisherige europäische Wirtschafts- und Finanzpolitik erlauben würden. So habe der Euro den Handel Deutschlands mit dem Euroraum gestärkt. Allein im vorigen Jahr seien die deutschen Exporte in den Euroraum abermals um 8,6 Prozent gestiegen. Insgesamt gingen 2011 rund 40 Prozent der Exporte deutscher Firmen in die Euro-Zone. Darüber hinaus seien die Wechselkursschwankungen des Euro zum Dollar geringer ausgefallen als die Schwankungen der D-Mark zum Dollar in den 1980er und 1990er Jahren Darüber hinaus verschaffe vor allem der Euro Deutschland das politische Gewicht, um international seine politischen Interessen zu wahren. So sei der deutsche Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt rückläufig. Nur die EU sei ein wirklicher „Global Player“: „Mit fast einer halben Milliarde Menschen erzeugt sie ein Viertel der weltweiten Wirtschaftsleistung.“ Jeder europäische Einzelstaat könne für sich allein kein „Global Player“ sein – selbst Deutschland nicht, schreibt der BDI-Präsident Zugleich kritisiert Keitel einzelne Stimmen aus dem eigenen Lager, vor allem dem Lager der Familien-Unternehmen. Er halte „nichts von populistischen Spekulationen und Mutmaßungen über finanzielle Belastungen sowie angeblich undemokratische fiskalpolitische Mechanismen“. Es passe nicht zum „Selbstverständnis“ der Wirtschaft, „in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ökonomischen Aktionismus und waghalsige Manöver von der Politik einzufordern“ Keitel fordert, dass in Europa eine neue Stufe der politischen Integration erreicht werden müsse. Die Krise habe gezeigt, „dass eine gemeinsame Währungspolitik eine Vergemeinschaftung wichtiger Elemente der Wirtschafts- und Finanzpolitik erfordert“.