Wenn es auch in diesen Zeiten nur schwer nachvollziehbar erscheint, die Experten erwarten auch in den nächsten Jahren ein Wachstum des Geldvermögens der Privathaushalte. Aber ebenso wird die Achterbahn auf den internationalen Kapitalmärkten weitergehen.
Das Vertrauen der Anleger wird nach wie vor auf eine harte Probe gestellt. Politik, Wirtschaft und selbst Wissenschaft vermitteln aufgrund gegensätzlicher Aussagen auch in Sachen Euro kaum Sicherheit. Der deutsche Michel weiß einfach nicht, was er tun soll. Aktien ja oder doch nicht, Fonds ja oder doch nicht, ist der Goldpreis nicht schon zu hoch, ist es nicht doch besser in Immobilien zu investieren? Die Globalisierung schafft für Deutschland Exportrekorde, aber eben auch extreme Unsicherheiten und Abhängigkeiten. Hinzu kommen vermehrt Klagen über schlechte Finanzberatungen.
So stellen sich den Finanzinstituten heute existentielle Fragen, auf die eine Antwort gefunden werden muss: Was passiert derzeit generell im Bereich der Geldanlagen? Wie reagieren die Verbraucher auf das, was auf sie tagtäglich einströmt und wie sollten die Finanzinstitute auf die heute risikoscheuen Anleger reagieren? Was ist bei den Bankkunden in, was ist out?
Die Experten von bbw Marketing Dr. Vossen & Partner, die die Finanzmärkte seit 30 Jahren studienmäßig begleiten, haben das aktuelle Geschehen analysiert und zudem im Mai und Juni 2011 gezielte Befragungen hinsichtlich der Zukunft durchgeführt. Zunächst die guten Nachrichten: Das Geldvermögen privater Haushalte ist im Jahr 2010 infolge hoher Zuflüsse und Kursgewinne stark gestiegen und lag am Jahresende 2010 nach Angaben der Deutschen Bundesbank bei insgesamt 4.933 Milliarden Euro. Die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte betrug im Jahr 2010 insgesamt knapp 154 Milliarden Euro. Sie fiel damit aufgrund der Konjunkturerholung deutlich höher aus als im Mittel der vergangenen Jahre.
Die Zuwächse verteilten sich im Wesentlichen auf Bankeinlagen sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen. Die Bankeinlagen (einschließlich Bargeld) nahmen netto um rund 80 Milliarden Euro zu. Sie wurden damit zwar stärker dotiert als im Vorjahr (plus 50 Milliarden Euro), ihr Anstieg blieb aber deutlich unter dem des Jahres 2008 von plus 120 Milliarden Euro, in dem es infolge der sich verschärfenden Finanzkrise zu einer Umschichtung zugunsten liquider Anlagen kam.
Bei den Wertpapieren zeigten sich die privaten Haushalte insgesamt zurückhaltend. In der Gesamtheit aller Wertpapierarten gab es im Jahr 2010 per Saldo keine Zu- beziehungsweise Abflüsse. Im Einzelnen kam es vor allem bei festverzinslichen Wertpapieren zu Nettoverkäufen in Höhe von knapp 14 Milliarden Euro. Zuflüsse verzeichneten hingegen Investmentfonds, die insgesamt Anteile in Höhe von netto 9 Milliarden Euro absetzen konnten.
Nach wie vor beherrscht das Thema Sicherheit die Anlageentscheidungen der privaten Anleger. Sie parkten ihr Geld lieber auf kurzfristig verfügbaren Konten. So war nach dem enormen Anstieg von rund 20 Prozent bei Sichteinlagen im Jahr 2009 auch 2010 ein weiteres Wachstum von Bargeldern und Sichteinlagen in Höhe von knapp 9 Prozent zu verzeichnen. In der Zusammensetzung des Geldvermögens der privaten Haushalte dominieren mit gut 38 Prozent weiterhin die Anlagen bei Banken und Sparkassen; rund 1,87 Billionen Euro liegen dort als Sicht-, Termin- und Spareinlagen sowie als Sparbriefe. Zwar konnten sich die Kapitalmarktprodukte wie Aktien, Investmentfonds, Rentenpapiere und nicht börsennotierte Beteiligungen in den Jahren 2009 und 2010 wieder leicht verbessern, dennoch erreicht ihr Anteil derzeit nur rund 27 Prozent, in etwa so viel wie 1996.
Die bbw-Studie weist die aktuellen Präferenzen der Bankkunden auch in den demographischen Differenzierungen aus. Das Sparbuch ist nach den Ergebnissen der Verbraucher Analyse nach wie vor die am häufigsten genutzte Geldanlageform. Insgesamt 67 Prozent und damit zwei Drittel der Bevölkerung haben ein Sparbuch. Im Unterschied zu den Sparbüchern werden Sparverträge von Männern häufiger genutzt als von Frauen. Immobilien-Grundbesitz wird von 19 Prozent aller Bundesbürger als Geldanlageform genutzt. Gleichrangig folgen Festanlagen. Das Tagesgeldkonto zählt mit knapp 15 Prozent zu den häufiger von Männern genutzten Geldanlageformen.
Die Nutzung von Sparbüchern ist vor allem in den älteren Bevölkerungsgruppen überdurchschnittlich hoch ausgeprägt. Deutliche Unterschiede nach den einzelnen Altersgruppen gibt es beim Grundbesitz von Immobilien wie auch bei der Nutzung von Aktien. Auch in Abhängigkeit vom Bildungsstand werden bei der Nutzung von Geldanlageformen generell große Unterschiede deutlich.
Nach der Sicherheit liegt mit 19 Prozent die ständige Verfügbarkeit des Geldes in der Wunschliste der Bankkunden auf Rang 2. Elf Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihre Geldanlage nachvollziehen können möchten – und nur sechs Prozent der Befragten achtet bei seiner Geldanlage in erster Linie auf den Ertrag, wobei die Betonung auf erster Linie steht.
Es ist schon überraschend, dass Süddeutsche und nicht die Rheinländer in Sachen Geldanlage die meiste Spontaneität zeigen. Denn sie entscheiden laut Psephos-Institut häufiger aus dem Bauch heraus. Demnach trifft jeder vierte Süddeutsche (24 Prozent) seine Entscheidung bei Fonds-, Aktien- und anderen Geldanlagen eher nach Gefühl. In anderen Teilen Deutschlands ist man beim Thema Geld laut Umfrage dagegen weniger impulsiv.
Hinsichtlich der weiteren Marktentwicklung sind sich die Experten durchaus einig. Das Geldvermögen der privaten Haushalte wird sich weiter erhöhen und im Jahr 2013 dann über 5,5 Billionen Euro betragen. Aber ebenso wird die Achterbahn auf den internationalen Kapitalmärkten weitergehen. Der Anteil derjenigen, die an eine positive Börsenentwicklung in den kommenden sechs Monaten glauben, ist von 60 Prozent auf 45 Prozent gesunken. Auf der anderen Seite wird deutlich mehr für die Altervorsorge gespart.
Nach den Ergebnissen der Entscheidungsträgerbefragung in Finanzdienstleistungsunternehmen erwarten insgesamt fast drei Viertel aller Befragten für die nächsten Jahre ein jährliches Wachstum bei der privaten Neugeldanlage im Bereich zwischen 3 und 7 Prozent pro Jahr, wobei insbesondere die Investmentfondsgesellschaften, Direktbanken und aufgrund der fehlenden Transparenz bei Geldanlagen auch die Vermögensverwaltungen profitieren werden. Auch den Lebensversicherungen wird ein gutes Wachstum vorausgesagt. Die Qualität der Beratung stellt für die Finanzdienstleistungsunternehmen laut Experten die Hausaufgabe der Zukunft dar, zumal eine Intensivierung des Wettbewerbs sicher ist.
Die bbw-Studie gibt einen kompletten Überblick über das derzeitige Geldmarktgeschehen. U.a. werden folgende Hauptfragen beantwortet: Wie hat sich das Geldvermögen nach Anlageformen entwickelt? Welche Motivation steckt hinter der Geldvermögensbildung? Welche Anlageformen werden in welcher Intensität genutzt? Welche aktuellen Trends und Entwicklungen sind vorhanden?
Wie stellen sich Marktentwicklung und Trends in Zukunft dar? Weitere Informationen zur Studie von bbw Marketing Dr. Vossen & Partner finden sie im Netz unter www. bbwmarketing.de.