Ballack zieht am Ende seiner Karriere positive Bilanz

Am Ende seiner Karriere zieht Michael Ballack, langjähriger Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, eine positive Bilanz. „Ich hatte während meiner Karriere oft das große Glück, dass ich Angebote von den besten Mannschaften Europas hatte. Ich konnte bei all meinen Vereinswechseln unter einigen Angeboten von europäischen Topklubs wählen. Das wird jetzt mit 35 Jahren anders sein“, sagte Ballack dem „Zeit-Magazin“.

Auf die Frage, ob ihm in Leverkusen, wo er zuletzt, zurückgeworfen von Verletzungen, oft nicht mehr zur Stammelf gehörte, etwas gefehlt habe, sagte Ballack: „Früher wusste ich, wenn ich verletzt war, wofür ich kämpfe. Es war für alle Beteiligten klar: Wenn ich wieder fit bin, werde ich an die Mannschaft heran geführt, dann bin ich wieder da. Das war zuletzt anders und auch neu für mich.“ Ballack weist in dem Gespräch auf einen nach seiner Meinung gewachsenen Mangel an Hierarchie im deutschen Profifußball hin: „Zu Beginn meiner Profikarriere waren manche Dinge einfach selbstverständlich, da gab es feste Hierarchien, auf dem Platz, aber auch im Alltag. Das gilt heutzutage nicht mehr als zeitgemäß“, sagte Ballack. Eine „gewisse rohe Komponente“ gehöre zum Fußball dazu. Oft habe es, beispielsweise zur Pause in der Kabine „gescheppert“. In solchen Situationen habe man als Spieler gemerkt, „oh, du ziehst jetzt besser den Kopf ein und gehst raus auf den Platz und gibst so was von Vollgas“. Wenn es bei seinem früheren Verein Bayern München in der ersten Hälfte nicht richtig gelaufen sei, „schlug die Stunde von Oliver Kahn. Da ist der ein oder andere schon mal 30 Sekunden später in die Kabine gekommen, weil er wusste, der schlimmste Teil von Kahns Wutausbruch ist schon vorbei.“ Heutzutage kämen solche Situationen seltener vor, viele Trainer handhabten das mittlerweile anders. Ohne Namen zu nennen, erklärt Ballack: „Zum Beispiel ist schon mal ein Trainer zu mir gekommen und hat gesagt: `Micha, schalt mal `nen Gang zurück, dein Mitspieler verträgt das nicht.` Und dann guckst du natürlich erst mal und denkst dir: Wieso? Das war doch halb so wild, wieso kann er damit nicht umgehen?“ Die Zeiten hätten sich geändert, es werde auf einmal alles ausdiskutiert: „Unsere Nationalmannschaft zum Beispiel ist doch nicht deswegen so spielstark, weil permanent alles ausdiskutiert wird, sondern, weil wir zurzeit viele ausgezeichnete Fußballspieler haben,“ sagte Ballack. Auf die Frage, ob dieser Mentalitätswandel der eigentliche Grund für seinen Abschied aus der Nationalmannschaft gewesen sei, antwortete Ballack: „Das weiß ich nicht. Hierzu sollte sich jeder selbst seine Meinung bilden.“