B2C-Unternehmen haben in Sachen Nachhaltigkeit einen um 30 Prozent höheren Reifegrad als B2B-Unternehmen

München, 12. Oktober 2011 – Der Druck kommt vor allem von außen.  Gesellschaftliche Anforderungen und die Transparenz der durchgeführten Maßnahmen erhöhen deutlich die nachhaltigen Anstrengungen von Unter-nehmen. Das führt in der Praxis dazu, dass B2C-Unternehmen durchschnittlich um 30 Prozent reifer sind als B2B-Unternehmen, so das Ergebnis einer Studie der h&z Unternehmensberatung und der Universität der Bundeswehr München. Bei so genannten reifen Unternehmen stimmen in Sachen Nach-haltigkeit Wunsch und Wirklichkeit am besten überein.

„Nachhaltiges Denken und Handeln ist ein zentrales Thema der Medien und der Öffentlichkeit. Unternehmen mit Endkundenkontakt sind damit schon länger und vor allem stärker konfrontiert als B2B-Unternehmen“, erklärt Professor Michael Eßig von der Universität der Bundeswehr München. „Den öffentlichen Druck in Sachen Nachhaltigkeit spüren sie als erstes. Sie geben ihn heute aber zunehmend an ihre Lieferkette weiter. Das heißt, die nachhaltigen Anstrengungen schwappen gewissermaßen auf die B2B-Unternehmen über“, so Stefan Aichbauer, Vorstand bei h&z. Die Unternehmensberatung betreut unter anderem Kunden in der Automobil-industrie und im B2B-Bereich bei Projekten mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit und Elektromobilität.

Nachhaltigkeit zwischen Wunsch und Wirklichkeit

In der Gestaltung nachhaltiger Geschäftsprozesse sind die in der Studie befragten Unternehmen erst am Anfang. Derzeit gibt es keine Branche, die ihren selbst gestellten Anspruch erfüllt. Über alle Bereiche hinweg betrachtet, werden Unter-nehmen ihren Erwartungen nur zu 64 Prozent gerecht. Professor Michael Eßig wertet das Ergebnis aber als gutes Zeichen: „Die Firmen legen nach ihren bisherigen Anstrengungen nicht zufrieden die Hände in den Schoß. Vielmehr genießt das Thema bei ihnen eine hohe Sensibilität. Der niedrige Erreichungsgrad ist vor allem ein Treiber im Sinne künftiger nachhaltiger Entwicklungen.“ Insgesamt schneiden die Elektrotechnik (75 Prozent) und der Fahrzeugbau (72 Prozent) am besten ab, am schlechtesten die Chemiebranche (54 Prozent).

Energieeffizienz bewegt die Branchen am meisten

Der Blick auf die Handlungsfelder zeigt branchenübergreifend den größten Ent-wicklungsbedarf bei der Energieeffizienz. Verbesserungen in diesem Bereich haben eine wichtige ökonomische Dimension. Sie führen oft zu Kosteneinsparungen und erfreuen sich daher bei den Unternehmen zunehmender Beliebtheit. Die höchsten Ansprüche an das eigene Tun stellt hier die Luft- und Raumfahrtbranche, die geringsten der Fahrzeugbau.

Ob allgemein der Fokus eher auf ökologischen oder auf sozialen Projekten liegt, ist nach Aussage von Professor Michael Eßig abhängig von der Branche und der Rechtsform. „Die Dienstleistungsbranche hat naturgemäß zu sozialen, personengetriebenen Themen eine starke Affinität. Die Sachdienstleistungsbranche sucht eher nach Verbesserungen am Produkt und im Herstellungsprozess, beispielsweise durch umweltfreundliche Adaptionen.“

Energieeffizienz in der Managementberatung

Bei Managementberatungen gewinnen ebenfalls nachhaltige Themen an Bedeutung, nicht nur in der Beratung, sondern auch im Arbeitsalltag. „Bei uns kommen keine Maschinen zum Einsatz, sondern Menschen. Umso wichtiger ist es für uns, das Thema Nachhaltigkeit bei den Mitarbeitern zu verankern – über die eigene Ein-stellung, das Bewusstsein und natürlich das eigene Handeln“, sagt Thomas Zachau, Vorstand bei h&z. Seit diesem Sommer sind zum Beispiel die Berater am Münchner Standort mit Elektrorollern unterwegs. „Wir wollen zeigen, dass jeder seinen Teil zu mehr Nachhaltigkeit beitragen kann. Und, dass das sogar Spaß macht.“

 

Quelle: Empirische Studie der h&z Unternehmensberatung und der Universität der Bundeswehr München, Lehrstuhl Materialwirtschaft und Distribution, befragt wurden über 600 Einkäufer und Einkaufsverantwortliche in Deutschland, 2010

Interview mit Professor Michael Eßig, Thomas Zachau und Stefan Aichbauer, Oktober 2011