Autofahrer in der Rolle des Verkehrsministers

Im Zuge der geplanten Reform der Verkehrssünderkartei in Flensburg sollen die Verkehrsdelikte ab 2013 nach einem neuen Punkte-Schema geahndet werden. Befragt man die Autofahrer zu verschiedenen Delikten, so gibt es meistens keinen Konsens über das angemessene Strafmaß. Eine recht hohe Übereinstimmung gibt es lediglich darüber, dass Raser hart bestraft werden sollen.

Bereits in der letzten Ausgabe des TEMA DES MONATS wurde berich¬tet, dass die ab 2013 geplante, grundlegende Reform der Flensburger Verkehrssünderkartei beim Großteil der Autofahrer auf Skepsis stößt.
In dieser Ausgabe geht es darum, wie die Autofahrer das Strafmaß für bestimmte Verstöße anhand des neuen Punkte-Schemas einschätzen würden.

Abhängig vom Verkehrsdelikt wird man bisher mit bis zu 7 Punkten bestraft, zukünftig soll es nur noch maximal 2 Punkte für einen „schwerwiegenden Verstoß“ oder 1 Punkt für eine „grobe Ordnungswidrigkeit“ geben. Infolge der niedrigeren Punktzahlen wird ein Führerscheinentzug bereits bei 8 Punkten fällig, nicht mehr wie bisher bei 18 Punkten.

TEMA-Q hat die Befragten in die Rolle des Verkehrsministers versetzt und sie gebeten, eine Auswahl von 12 verschiedenen Verkehrsdelikten der Schwere nach einzuordnen.

Ein hartes Strafmaß fordern die meisten Befragten für die Raser. Wer beispielsweise mit 100 km/h in der Ortschaft erwischt wird, muss nach Ansicht von 62 % der Befragten sofort den Führerschein abgeben.
Wer dagegen „nur“ mit 60 km/h anstatt mit 50 km/h in der Ortschaft fährt, sollte nach Ansicht der meisten Befragten mit einer Geldstrafe davonkommen.

Bei Geschwindigkeitsüberschreitungen gibt es also relativ hohe Übereinstimmungen unter den Autofahrern im Hinblick auf das angemessene Strafmaß. Für den Großteil der abgefragten Delikte gilt hingegen, dass die Autofahrer unterschiedliche Meinungen vertreten, d. h. unterschiedliche Strafen anordnen würden.

Bei Themen wie z. B. Fahren unter leichtem Alkoholeinfluss, Missachtung der Winterreifen-Verordnung oder Telefonieren mit dem Handy am Steuer haben die Autofahrer die möglichen Strafmaße relativ ausgewogen verteilt.

Betrachtet man die Ergebnisse geschlechtsspezifisch, so zeigt sich, dass Frauen tendenziell etwas härter durchgreifen würden als Männer, und zwar insbesondere bei Missachtung der Winterreifen-Verordnung, beim Drängeln auf der Autobahn und beim Telefonieren mit dem Handy am Steuer.
Außerdem fällt auf, dass ältere Autofahrer tendenziell etwas härtere Strafmaße ansetzen würden als jüngere.
Martin Plötz, Niklas Vockenroth