Arslan: „Gegner muss mich töten, um mich auf den Boden zu kriegen“

Der gebürtige Deutsch-Türke Firat Arslan möchte am Samstag in Halle/Westfalen in die Boxgeschichte eingehen. Bei einem Sieg gegen WBO-Weltmeister Marco Huck aus dem Berliner Sauerland-Stall wäre er mit 42 Jahren der älteste Weltmeister im Cruisergewicht. „Wenn ich mir die Herausforderung nicht zutrauen würde, hätte ich sie nie angenommen. Es ist nicht utopisch, dass ich wieder Weltmeister werde“, sagte Arslan am Donnerstag im Interview der „Welt“.

Die Zuversicht des im schwäbischen Donzdorf lebenden Preisboxers ist groß, den 15 Jahre jüngeren Titelträger entthronen zu können. Vor fünf Jahren wurde Arslan schon einmal Weltmeister, als es ihm auch keiner zugetraut hatte. Gegen schwerste Herausforderungen zu kämpfen, bestimmt sein Leben von klein auf. „Ich weiß noch, als ich am ersten Tag vom Kindergarten nach Hause kam, und ich gefragt wurde, wie es denn war. Ich sagte nur: `Da will ich nicht mehr hin, weil die anderen Kinder zusammenhalten und eine Geheimsprache haben.` Ich sprach ja nur türkisch“, sagt Arslan. „Für mich war das ein einschneidendes Erlebnis, obwohl mir meine Mutter erklärte, dass die mich gar nicht verarschen wollten, sondern deutsch sprachen, weil wir in Deutschland sind. Als sie mir dann erklärte, dass wir in Deutschland nur Ausländer sind, und die eben anders sind, habe ich noch mehr geweint. Ich wollte ja nicht anders sein. Ich fand das so ungerecht. In der Schule wurde ich von den Mitschülern viel geschnitten und gehänselt, als `Scheißausländer` beschimpft, oder sie riefen `Dreirad` oder `Zweirad` statt `Firat`“. Auf dem Weg zum erneuten Titelgewinn kennt Arslan keinen Schmerz. „Wenn du einen bestimmten Weg im Leben gehst, vor allem den Weg des Boxers, musst du gewisse Dinge einfach machen“, lautet sein Credo. „Solange ich bei Bewusstsein bin, muss der Gegner mich schon töten, um mich auf den Boden zu kriegen. Aber nicht, weil ich dumm bin, sondern weil meine Mentalität, mein Glaube so stark sind.“