Arbeitgeber kritisieren Vernachlässigung der Berufsschule

Die Berufsschulen werden nach Ansicht der Arbeitgeber in der Bildungsdebatte „oft zu wenig beachtet“. Angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels und des wachsenden Trends zur akademischen Ausbildung dürften sie jedoch nicht länger ein „Nebenkriegsschauplatz“ sein, fordert die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in ihrem neuen Konzept „Berufsschule der Zukunft“, das dem „Handelsblatt“ (Donnerstagausgabe) vorliegt. Mehr denn je komme es darauf an, Berufsschulen fit zu machen für die Zukunft.

Dafür müssten die Schüler vor allem mehr als bisher ganz individuell gefördert werden. Darüber hinaus sei es notwendig, die Kooperation mit den Betrieben zu verbessern, heißt es in dem Konzept. Die Herausforderungen sind enorm: Während die Zahl der Schulabgänger insgesamt sinkt, entscheidet sich ein immer größerer Teil für ein Studium. Viele Betriebe können anders als früher nicht mehr auswählen, sondern müssen froh sein, wenn sie genug Auszubildende finden. Die Klientel der Berufsschulen wird damit heterogener und schwieriger. So steigt nicht nur der Anteil schlechter Schulabgänger, sondern auch der der Migranten unter den Auszubildenden, da diese seltener eine akademische Laufbahn einschlagen. Deshalb fordert die BDA, dass die Berufsschulen neben Nachhilfe auch verstärkt Sprachkurse anbieten. Hintergrund sind neben dem Bewerberrückgang die steigenden Anforderungen der dualen Berufsausbildung: Berufe werden komplexer, der Modernisierungsdruck steigt. Damit die derzeit noch rund 1,6 Millionen Berufsschüler intensiver betreut werden können, setzt sich die BDA für mehr und besser ausgebildete Berufsschullehrer ein. Nach Angaben der Kultusminister ist jedoch der Lehrermangel in den Berufsschulen am höchsten – besonders in technischen und naturwissenschaftlichen Fächern. Hier gelte es, Hürden für Quereinsteiger weiter zu senken. Das passiere zwar teilweise, „eine gezielte Werbung zum Beispiel um Praktiker findet jedoch kaum statt“, bemängelt die Berufsschulexpertin der BDA, Tanja Nackmayr. Grundsätzlich fordern die Arbeitgeber mehr Autonomie und vor allem Budgethoheit für die Berufsschulen. „Mittel, die durch sinkende Schülerzahlen eingespart werden, müssten dringend im System bleiben“, sagte Nackmayr. Wo es dennoch nicht für die nötige Ausstattung mit moderner Technik reicht, sollten Berufsschulen weit mehr mit externen Partnern kooperieren. Das scheitere aber oft an Kleinigkeiten wie Versicherungsfragen.