Analoge Interventionen

Analog – was heißt eigentlich analog?

Der Begriff „analoge“ Interventionen leitet sich aus der Annahme eines analogen Aspektes der Kommunikation von Paul Watzlawick ab. Dieser unterscheidet zwischen digitalen Bestandteilen (Gesprochenes oder geschriebenes Wort) und analogen Bestandteilen (nonverbalen Begleitsignale, wie Mimik, Gestik, Tonfall). Erst durch die Kombination beider Aspekte wird eine Nachricht vollständig. Analog werden in erster Linie Gefühle und Beziehungsbotschaften vermittelt.

„Analog“ kann in diesem Fall also als „analog zum gesprochenen Wort“ verstanden werden.

Wirkweise

Paul Watzlawick postulierte diese Annahme – neben anderen – als Axiome, die per se nicht überprüfbar sind. Blickt man jedoch auf Forschungsergebnisse der Psychologie, so finden sich Ergebnisse, die dieser Annahme zumindest nicht widersprechen.

So werden beispielsweise Emotionen und Gefühle im Gehirn nicht sprachlich codiert und abgespeichert, sondern eher bildhaft und symbolisch. Ein Großteil unserer Emotionen gelangt nicht einmal in die Gehirnareale, die zur Bewusstwerdung nötig sind. Soll heißen: Ein Großteil unserer Emotionen und Gefühle bleiben unbewusst oder zumindest latent. Dieses „Bauchgefühl“, ohne genau sagen zu können, „was genau“ dürfte jedem vertraut sein.

Unsere komplexe Sprache ist eines der größten Merkmale der Menschen und hat dennoch einen Nachteil: Zum Verbalisieren braucht es Bewusstheit. Oder anders: Wir können nur das klar in Worte fassen, was uns bewusst ist.

Geht man nun davon aus, dass ein Großteil unserer Gefühle nicht bewusst wird, macht es durchaus Sinn, sich diesen Emotionen und latenten „Bauchgefühlen“ auch mit nicht – sprachlichen Mitteln zu nähern und so zu versuchen, diese zu erfassen.

Genau das tun analoge Interventionen: Sie sprechen die rechte Gehirnhälfte an, mit der klassischer Weise das gefühlsmäßige Erleben und Intuition assoziiert wird.

Was sind denn nun diese analogen Interventionen?

Analoge Interventionen und Methoden sind gewissermaßen alle Ausdrucksformen mit Ausnahme von sachlicher Berichterstattung. Das können Märchen und Geschichten sein, die geschrieben und erzählt oder Metaphern und Symbole, die gesucht werden („Unser Team in den letzten 12 Monaten“), Bilder, die gemalt werden („Wie es mir in diesem Team geht“), aber auch szenische Darstellungen, Sketche, Karikaturen oder Aufstellungen von Körpern oder Figuren im Raum („Wie ich die Strukturen bei uns erlebe“).

Und wozu genau eignen sie sich?

Analoge Interventionen eigenen sich – ganz allgemein gesprochen – zum sichtbar machen von latenten, noch nicht vollkommen bewussten Dingen. Das können kontextuale Zusammenhänge, Gefühle, aber auch Themen sein, die noch nicht explizit als solche erkannt wurden. Sie sind geeignet, wenn es schwer fällt, ein Problem sprachlich genau zum umreißen und in den Griff zu bekommen, aber auch um neue Sichtweisen auf bereits scheinbar bekannte Problemsituationen zu entwickeln.

Durch die Distanz, die sie durch ihre „verfremdete“ Darstellung schaffen, eignen sie sich als Anstoß für Selbstdiagnose und -reflexion und dadurch zur persönlichen Weiterentwicklung. Gleichzeitig bietet dieser durch die Distanz freigewordene Raum die Möglichkeit für kreative Problemlösungen. Durch andere Ausrucksformen als Sprache werden auch die analogen Aspekte einer Nachricht „sichtbar“ und somit Latentes greifbar. Tabus oder Widersprüche können so deutlich werden.