Albrecht Dürer (1471 – 1528) war ein äußerst vielseitiger Künstler. Sein umfangreiches Werk beinhaltet Holzschnitte, Kupferstiche und bedeutende Ölgemälde. Zudem war er als Architekt tätig und beschäftigte sich mit Mathematik. Bereits zu Lebzeiten war Dürer ein sehr populärer Maler, den die Stadtväter der Orte, die er auf vielen Reisen besuchte, gerne dauerhaft an sich binden wollten. Aber Dürer zog es immer wieder zurück in seine Heimatstadt Nürnberg, die auch in vielen seiner Ölgemälde erscheint.
Obwohl sich Albrecht Dürer sehr stark von seinen Malerkollegen des 14. Jahrhunderts beeinflussen ließ und viel von ihrer Technik und dem Malstil lernte, setzte er doch völlig neue Maßstäbe. Anstatt seine bewunderten Vorbilder vergangener Jahrhunderte lediglich zu kopieren, formte sie eher nach seinen Vorstellungen um. Bereits die ersten Bilder, die Dürer als Heranwachsender in der Goldschmiedewerkstatt seines Vaters malte, sind Ausdruck seiner enormen Begabung. Und die sollte sich in der Folgezeit bis zur Perfektion verfeinern.
Die neuen Maßstäbe, die er setzte, kommen besonders gut bei seinen vielen Holzschnitten und Kupferstichen zur Geltung: Waren diese bis dahin nur als Buchillustrationen bekannt, schaffte Dürer es, sie zu verselbstständigen und zu eigenen Kunstwerken zu machen. Waren die Holzschnitte zuvor noch etwas grob ausgeführt gewesen, schuf Dürer zarte Linien und eine weitaus größere Farbigkeit. Und seine Kupferstiche zählen ohnehin zu den Meisterwerken der Kunst. Durch die somit geschaffene große Verbreitung seiner Werke in kurzer Zeit gelangte Dürer rasch zu höchstem Ansehen. Zudem war durch die Reproduktionsmöglichkeiten dieser Techniken ein stetes Einkommen gesichert.
Dürers Bilder befassen sich mit den unterschiedlichsten Themen: Heilige, Darstellungen aus der Bibel, Kaiser, Selbstporträts wie auch solche seiner Angehörigen und von Menschen seines Bekanntenkreises und schließlich Landschaftsmalereien zeugen von seiner Vielseitigkeit. Die überraschend große Zahl seiner Eigenbildnisse darf dabei als Ausdruck seines Selbstwertgefühls gelten. Zudem demonstriert er damit den hohen Stellenwert, den die Kunst in seinen Augen einnimmt. Denn im Gegensatz zur damals noch gängigen Meinung wollte er die Malerei keineswegs (nur) als Handwerk sehen, sondern ihr einen viel höher angesiedelten Stand zuweisen.
Um die vielfältige Darstellungsweise in Dürers Bildern aufzuzeigen, seien hier aus dem großen Werk lediglich drei exemplarisch dargestellt: das Aquarell Weiher im Wald von 1495, Das Rosenkranzfest von 1506 sowie Kaiser Maximilian I. aus dem Jahr 1519. In jedem kommt sein Sinn für die perspektivische Darstellung ausgezeichnet zum Ausdruck. Und obwohl sich Dürer erst zwischen 1518 und 1520 offiziell und besonders intensiv mit der Proportionslehre beschäftigte, zeigt sich seine Meisterschaft darin schon in weitaus früheren Werken. In der Heiligendarstellung rund um Maria etwa beweist Dürer nachdrücklich seine Fähigkeit, sogar viele Personen so zu gruppieren, dass sie zwar auf die zentralen Personen, die Muttergottes mit dem Jesuskind, hinweisen, zugleich aber auch als eigenständige Figuren gelten dürfen.
Das späte Kaiserbildnis ist fast fotografisch genau dargestellt; das Landschaftsbild zeigt dagegen beinahe impressionistische Züge in der lediglich angedeuteten Ausformung der Bäume beispielsweise. Auch in der Wahl der Farben manifestiert sich Dürers Meisterschaft. Er setzt sie bewusst ein, um nicht nur deutliche Akzente zu zeigen, sondern um auch den Bildaufbau geschickt zu gestalten. Beim Weiher im Walde ist das Gewässer im Vordergrund von einem intensiven Blau, das sich in der hinten gelegenen Hügelkette wiederholt. Dazwischen erstrahlt eine Fläche in ganz hellen Tönen, mit denen er das Hauptmotiv erst richtig in Szene setzt.
Auch beim Rosenkranzfest ist ein kräftiges Blau das Zentralmotiv – Maria ist in ein solches Gewand gehüllt. Die Farbe wiederholt sich leicht abgeschwächt im Himmel und in der Kleidung einer Figur am rechten Bildrand. Obwohl noch Rot-, Grün- und sogar Brauntöne im Gemälde vorkommen, wirkt die Farbzusammenstellung keineswegs überladen oder zu bunt. Vielmehr schafft es Dürer, alles perfekt zu einem harmonischen Ganzen fließen zu lassen.
Im Gegensatz zu den leuchtenden Farben der beiden ersten Gemälde erscheint das Kaiserbildnis auf den ersten Blick beinahe trist. Aber die serösen Farben Braun und Dunkelgrün sind wohl hauptsächlich der Thematik zu schulden. Und die feine Zeichnung sämtlicher Details in Gesicht und Kleidung Maximilians I. deutet nicht nur auf eine große Ehrerbietung dem Herrscher gegenüber hin, sondern zeigt auch die meisterlich umgesetzte Handwerkskunst des Malers.