Der niedersächsische Ministerpräsident und CDU-Politiker David McAllister hat den schleppenden Ausbau der Stromnetze in Deutschland kritisiert und eine teilweise Verstaatlichung der Netze angeregt: Hintergrund ist die wachsende Ernüchterung in der deutschen Politik über den niederländischen Netzbetreiber Tennet. Im Interview mit dem „Handelsblatt“ (Mittwochsausgabe) sagte McAllister, die „Herausforderungen“ der Energiewende seien „sehr groß“. Dies beträfe auch die aktuelle Frage, „die Windparks auf dem Meer ans Netz anzuschließen“.
Gerade dazu sei aber das zurückliegende Gespräch der norddeutschen Ministerpräsidenten mit Tennet „ernüchternd“ gewesen. Es sei jetzt wichtig, dass der „Netzausbau vorangeht – und zwar so schnell wie möglich“. Dazu schlug McAllister gegenüber dem „Handelsblatt“ eine Prüfung vor, „ob eine einheitliche Netzgesellschaft mit staatlicher Beteiligung sinnvoll sein könnte“. Ihm seien auch „unkonventionelle Lösungen“ recht. Für wenig realistisch hält McAllister die Inpflichtnahme der niederländischen Regierung als Eigentümer von Tennet. Die Regierung in den Niederlanden sei nur „bedingt handlungsfähig“. Außerdem habe Tennet bereits erklärt, dass man „nicht bereit“ sei, „den deutschen Netzausbau zu finanzieren“. Kritik übte der niedersächsische Ministerpräsident und CDU-Politiker außerdem an Plänen der süddeutschen Länder auf eigenen Windstrom zu setzen, anstelle sich an die norddeutschen Windparks anbinden zu lassen. Es mache „nun einmal mehr Sinn, Windräder dort aufzustellen, wo der Wind kräftig weht“. Deshalb seien „Küstenlagen und das offene Meer besser geeignet als Tallagen in Süddeutschland“. Dies sehe „die Natur nun mal so vor“.