Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hat den Anstieg von Zeitarbeit und befristeten Beschäftigungsverhältnissen verteidigt. „Die Arbeitsmarktreformen der vergangenen Jahre haben die Flexibilität des deutschen Arbeitsmarkts erhöht“, schrieb Hundt in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung „Die Welt“ (Mittwochsausgabe). „Gerade flexible Beschäftigungsformen haben es ermöglicht, immer mehr Langzeitarbeitslose am deutschen Beschäftigungsrekord teilhaben zu lassen.“
Hundt betonte: „Das ist die eigentliche soziale Botschaft: Wir haben uns auf den Weg gemacht, den bisher Ausgegrenzten den Weg in Erwerbsarbeit zu ebnen.“ Es sei deshalb „falsch, ungerecht und irreführend, wenn zusätzlich geschaffene Beschäftigung schlechtgeredet wird“. Der Arbeitgeber in Deutschland und Europa setzten sich dafür ein, dass jetzt „überall in Europa die Kraft für strukturelle Reformen wachsen soll“. Das befördere die wirtschaftliche wie auch die soziale Entwicklung. Anders als vielfach behauptet sei Zeitarbeit in Deutschland „alles andere als ein Massenphänomen“, sondern liege bei zwei Prozent der Erwerbstätigen. „Erst recht kann nicht von einer planmäßigen Verdrängung des Stammpersonals durch Zeitarbeitnehmer die Rede sein“, so Hundt. „Gerade dort, wo Zeitarbeitnehmer eingesetzt werden, wächst die Stammbelegschaft kräftig.“ Befristete Arbeitsverhältnisse seien die erfolgreichste Einstiegsmöglichkeit gerade für Berufsanfänger und Langzeitarbeitslose, füge er hinzu. „Ihr Anteil liegt seit Jahren konstant bei unter zehn Prozent. Heute wird mehr als jeder zweite befristet Beschäftigte direkt in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen.“ Hundt nannte es besonders ärgerlich, „wenn 1,2 Millionen sogenannte Aufstocker – also Menschen, die neben ihrem Einkommen ergänzendes Arbeitslosengeld II erhalten – als Beweis für angebliches massenweises Lohndumping durch die Arbeitgeber angeführt werden.“ Der überwiegende Teil aller Aufstocker erziele ein Einkommen unter 400 Euro. „Das sind aber keine miserabel bezahlten Vollerwerbstätigen, sondern Menschen, die die volle staatliche Grundsicherung beziehen und sich mit geringem Arbeitseinsatz einen Hinzuverdienst besorgen“, so der Arbeitgeberpräsident. „Aufgestockt wird also die staatliche Grundsicherung und nicht ein schlechtes Erwerbseinkommen.“