Bericht: Offshore-Strategie von Bundesregierung vor dem Scheitern

Die Bundesregierung muss sich einem Zeitungsbericht zufolge auf ein Scheitern ihrer Pläne zum Ausbau der Offshore-Windkraft einrichten. „Die Ziele sind unter den derzeitigen Voraussetzungen nicht erreichbar“, sagte Dirk Briese, Geschäftsführer von Trendresearch, dem „Handelsblatt“. Das unabhängige Beratungsunternehmen, zu dessen Schwerpunkten energiewirtschaftliche Themen zählen, erfasst laufend den Status sämtlicher Offshore-Windkraftprojekte in Nord- und Ostsee und erstellt daraus projektgenaue Prognosen für den Fortgang des Ausbaus.

Laut Briese erweisen sich demnach „alle bisherigen Prognosen der Branche als zu optimistisch“. Im ungünstigsten Fall würden bis 2020 statt der geplanten 10.000 Megawatt (MW) nur 4.000 MW installiert. Ohne eine stark wachsende Stromproduktion in Nord- und Ostsee sind die Ziele der Energiewende allerdings nicht erreichbar. Die von der Bundesregierung bis 2020 angestrebten Offshore-Windkraftanlagen mit 10.000 MW stellen nur den ersten Schritt dar. Bis 2030 sollen vor den deutschen Küsten bereits Windräder mit einer Leistung von 25.000 MW installiert sein. Das entspricht der installierten Leistung von 25 großen Kohlekraftwerken. Tatsächlich fertiggestellt sind erst 150 MW. Die Politik hat den Investoren hohe Hürden gesetzt: Aus Gründen des Umweltschutzes müssen die Windparks in Deutschland bis zu 100 Kilometer von den Küsten entfernt gebaut werden, dort ist das Meer bis zu 40 Meter tief. Die Gründungsarbeiten sind daher besonders aufwendig, die Kabelverbindungen zum Festland sehr teuer. Das treibt die Kosten in die Höhe. In Ländern wie Dänemark oder Großbritannien drehen sich die Anlagen dagegen oft in Sichtweite der Küsten. Die Installation ist technisch weniger anspruchsvoll – und günstiger. Der Ausbau der Offshore-Windkraft ist in diesen Ländern zudem schon wesentlich weiter fortgeschritten als in Deutschland. Die Situation in der Bundesrepublik stellt die Akteure vor große Probleme. Insbesondere die Kabelverbindung zum Festland erweist sich als Herausforderung – in technischer und finanzieller Hinsicht. Der für den Netzanschluss der Windparks in der Nordsee zuständige Übertragungsnetzbetreiber Tennet räumt ein, finanziell überfordert zu sein. Hier sieht Briese die Hauptursache für die Probleme. Bis 2016 würden noch Anlagen errichtet, danach aber nur noch wenige Projekte realisiert, da Tennets Zusagen für einen Netzanschluss nur bis 2016 reichten. Bei den Windparks selbst rechnet Trendresearch ebenfalls mit Problemen bei der Finanzierung, aber auch mit technischen Schwierigkeiten.