Nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden des Chemiekonzerns BASF, Kurt Bock, entwickelt sich die Wachstumsskepsis der Deutschen zu einem Problem. „Ohne Wachstum werden in Europa und in Deutschland die Verteilungskonflikte zunehmen“, sagte Bock der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstagsausgabe). „Wachstum kommt in entwickelten Ländern fast ausschließlich aus Innovationen. Wenn wir Wachstum verhindern, verbieten wir den Menschen zu denken“, so Bock weiter.
Nur die Wirtschaft schaffe Wohlstand und Wachstum. Dafür müssten die Rahmenbedingungen stimmen, was aber nicht immer der Fall sei. Als Beispiel nennt Bock in dem Gespräch mit der F.A.Z. die Debatte um die grüne Gentechnik, in der BASF die Forschung nun nach Amerika verlagert. Aber auch auf anderen Gebieten schauten die Deutschen manchmal wie von einem Feldherrnhügel aus auf den Rest der Welt. „Wir sollten stattdessen versuchen, von den anderen zu lernen“, empfiehlt Bock. Die BASF selbst erfreut sich auch im laufenden Jahr an einem steigenden Umsatz und einem höheren Ergebnis. Aus heutiger Sicht gebe es keinen Grund, diese Ziele infrage zu stellen. Die Dynamik in Asien bleibe zwar hinter dem Vorjahresniveau zurück, aber China bleibe ein Wachstumsmarkt. „Die Chinesen haben ihre Wachstumserwartungen bisher immer übererfüllt“, sagte Bock der F.A.Z. Er geht auch davon aus, dass in China die Politik der Öffnung weitergehen wird, und dass es mehr Partizipation geben wird, gerade über das Internet. Mit Blick auf die steigenden Energiepreise beklagt Bock weniger die Preisentwicklung als Vorschriften und Bürokratie: „Wir brauchen nicht noch mehr Auflagen, um effizienter zu werden“, sagt er. Die BASF sei schon Weltmeister in der Energieeffizienz. Ludwigshafen sei heute der effizienteste Chemie-Standort.