Was lange währt, wird endlich gut – Der Obdachlose Max Bryan hat eine Wohnung

Hamburg/Steinfurth. Vier Monate lang war der Obdachlose Max Bryan mit seinem Fahrrad unterwegs auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. Ende November in Hamburg gestartet fuhr der 36-Jährige 1000 Kilometer quer durch Deutschland und wurde fündig im hessischen Steinfurth, rund 30 km nördlich von Frankfurt/M. „Habe Wohnung“, hieß es dann auf seiner Facebook-Seite und viele freuten sich mit ihm.

Gepostet von Max Bryan am Samstag, 31. März 2012

(ddp tp) Auch das Kölner Projekt Office berichtete regelmäßig über die neueste Entwicklung im Fall des Obdachlosen Max Bryan. Seine Radtour quer durch Deutschland inspirierte viele Menschen über Armut und Obdachlosigkeit neu nachzudenken. Ein Erfolg nicht nur für ihn, sondern auch für andere Menschen in vergleichbarer Lage.

Fast zwei Jahre schlief Max Bryan an den Hamburger Landungsbrücken, bevor er sich im November letzten Jahres entschloss die Hansestadt zu verlassen, um entlang seiner Radstrecke nach einer bezahlbaren Wohnung zu suchen. Im Gepäck nur sein Laptop und ein paar Habseligkeiten, so fuhr er monatelang über die Dörfer, zuletzt auch in der Nähe seiner alten Heimatstadt Bad Nauheim. Unterwegs führte er Online-Tagebuch, ein Helfer gegen die Einsamkeit. „Es macht Mut zu wissen, dass man nicht allein ist“, schreibt er darin.

18 Etappen, 18 Städte und Gemeinden, Bryan´s Reiseberichte sind ursprünglich und wecken Begeisterung bei Jung und Alt. Inzwischen hat Max Bryan hunderte Fans und Anhänger, die dankbar für jede seiner Notizen sind.

http://www.facebook.com/pages/Max-Bryan/161102710574227?sk=notes

64 Einträge und vielleicht auch das erste Tagebuch dieser Art, das öffentlich und in Echtzeit geführt wurde – Pressemeldungen inklusive.

http://www.maxbryan.com

In einem ausführlichen Dossier über Armut beschreibt Max Bryan zudem auch die Hintergründe seines Strebens und es geht um „Perspektiven“, ein Mittel zur Schaffung von Mut und Visionen für Menschen ohne Obdach.

“Wenn Ihr das nächste mal einen Obdachlosen in den Straßen liegen seht, stellt Euch vor, er hätte Facebook und man könnte ihm etwas Nettes schreiben. Dann würde er bestimmt auch antworten“.

Gemeint ist die Kommunikation, ein erstes Gespräch und ein Schlüssel für mehr, an dessen Ende die Selbstbefreiung steht. Bryan selbst hat es vorgelebt und es hat funktioniert. Nun lebt er auf einem Gutshof nahe seiner alten Heimatstadt Bad Nauheim, auch das eine Zäsur und ein weiterer Schritt in Richtung Normalität, die er nie hatte.

Zuvor lebte Max Bryan 15 Jahre in einer Dachkammer, ohne viel Kontakt zu anderen Menschen. Dort schrieb er tausende Seiten zur Metaphysik und verlor sich darin selbst, wie er eingesteht. Kurz vor der Vollendung seines Schriftwerks verlor er die Wohnung, wurde obdachlos und lebte zwei Jahre auf Hamburgs Straßen, wo er vergeblich nach einer für ihn bezahlbaren Wohnung suchte.

Wie schwer es sein kann, als Wohnungsloser einer Wohnung zu mieten, erlebte Bryan zudem auch in Hameln, als er die Wohnung schon sicher hatte, der Vermieter sein Angebot aber zurückzog, als er erfuhr, dass Bryan keinen festen Wohnsitz hat (Medien berichteten).

Das sei auch der Grund, warum viele wohnungslose Menschen aufgeben, eben weil sie bei den Wohnungsbesichtigungen nahezu chancenlos sind, berichtet Bryan: „Wenn Du so oft übergangen und ausgegrenzt wirst, gibst du irgendwann auf und arrangierst dich mit dem was du hast – deinem Schlafplatz und dem Alkohol, der das alles erträglich macht“:

Auch sei es eine „Weisheit aus Erfahrung“, dass Menschen, die länger als ein Jahr auf der Straße leben, dabei dann auch bleiben. „50% der Leute, die ohne Wohnung leben, wollen gar nichts anderes mehr – sie haben aufgegeben“, schreibt Bryan im Nachgang.

Wie nachhaltig diese Texte wirken, zeigt sich jetzt schon. Ein Hamburger Filmemacher sichtet derzeit das private Videotagebuch des Obdachlosen Max Bryan, angeblich mehrere Terrabyte an Daten, die während seiner zweijährigen Obdachlosigkeit entstanden sind. Bryan hatte die Aufnahmen stets unter Verschluss gehalten, sie waren ein „Instrument zur Befreiung“ und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, heißt es in einer früheren Notiz.

Gepostet von Max Bryan am Samstag, 19. November 2011

Das Leben des Max Bryan wurde öffentlich im September 2010. Die Hamburger Morgenpost war die erste Zeitung, die über den Obdachlosen berichtete, damals aufgrund einer Begegnung mit dem Boxweltmeister Vitali Klitschko, der den Obdachlosen an seinem Schlafplatz im Hafen entdeckte – durch Zufall, wie es heißt. Es war auch der Beginn unseres Engagements und wir versuchten nur zu helfen, was nicht einfach war. Inzwischen hat Max Bryan sich „selbst gerettet“, fuhr 1000 Kilometer mit dem Fahrrad für die Wohnung und fand sie auch. Dieser Bryan hat Mut! Er ist der lebende Beweis, dass es sich lohnt um sein Glück zu kämpfen. Allen Widrigkeiten zum Trotz und der Schwäche voraus, die er selbst durchlebte und am Ende besiegte.

Beverly Hoffmann / ddp themenportal

http://www.themenportal.de/leute/obdachloser-max-bryan-wohnungssuche-endet-in-steinfurth-bad-nauheim-31621