Präsident der Credit Suisse spricht von Scheinheiligkeit im Steuerstreit

Der Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, Urs Rohner, hat erstmals Stellung zum Steuerstreit und zum geplanten Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz genommen: Dabei äußerte Rohner Verständnis für die politische Debatte, allerdings sei „da auch viel Scheinheiligkeit im Spiel“. Das sagte er in einem Interview mit der „Zeit“. „Ich finde es interessant, dass diejenigen, die jetzt am lautesten gegen dieses Abkommen wettern, die Gleichen waren, die 2004 in Deutschland eine Steueramnestie vorschlugen, welche wesentlich tiefere Steuersätze beinhaltete, als es der Staatsvertrag jetzt vorsieht. Wenn man also alle Rhetorik beiseiteschiebt und sich an den Fakten orientiert, ist dieses Abkommen eine sinnvolle Art, eine bestehende Altlast loszuwerden.“

Sollte das geplante Steuerabkommen scheitern, so wäre dies eher schlecht für Deutschland als für die Schweiz, „weil dann erwartete Steuererträge fehlen. Denn all die anderen Ansätze, die zum Teil ins Spiel gebracht werden, etwa der automatische Informationsaustausch, führen erst mal zu viel Papier, aber nicht zu Geld. Abgesehen davon, dass der automatische Informationsaustausch kein internationaler Standard ist.“ Sollte der Staatsvertrag mit Deutschland also doch nicht zustande kommen, so Rohner weiter, wäre dies „für beide Länder schlecht, aber deswegen hätte der Schweizer Finanzplatz kein existenzielles Problem. Dafür ist das Geschäftsvolumen mit Deutschland zu wenig groß.“ Der Credit-Suisse-Präsident kann sich vorstellen, dass sich auch die Schweiz einem Modell des automatischen Informationsaustauschs anschließt – nämlich wenn dieser Informationsaustausch internationaler Standard würde. „Dann werden wir uns diesem auch unterziehen. Das hieße aber, dass sich alle Länder daran halten müssten, auch sehr große.“