Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist nach Einschätzung von Parteienforscher Gerd Langguth ein Profiteur des Höhenflugs der Piratenpartei. „Frau Merkel wird sich über den möglichen Einzug der Piraten in den Bundestag freuen müssen, weil dann noch weniger eine Mehrheit aus SPD und Grünen möglich wäre“, sagte der Professor an der Universität Bonn „Handelsblatt-Online“ mit Blick auf jüngste Umfragen, die die Piraten sicher im Bundestag sehen. Das habe auch mit dem Umstand zu tun, dass mit jeder neuen Partei die Koalitionsbildung in den Parlamenten schwieriger werde.
„Allein die Tatsache, dass die Piraten in das Berliner Abgeordnetenhaus eingezogen sind, führte dazu, dass eine Koalitionsbildung Rot-Rot und Rot-Grün unmöglich wurde“, sagte Langguth. Den ungebrochenen Piraten-Hype führt Langguth unter anderem darauf zurück, dass die deutsche Gesellschaft „unkonventioneller“ geworden sei. „Dazu passt das Bild der Piraten sehr gut.“ Außerdem gebe es eine „erhebliche Politikerverdrossenheit“, die sich in der Sympathie mit den Piraten niederschlage. Dessen ungeachtet äußerte Langguth Zweifel, ob sich die Piraten dauerhaft in der Parteienlandschaft etablieren können. „Wir hatten schon des Öfteren Parteientwicklungen, die nach einiger Zeit wieder eingegangen sind, wie zum Beispiel die Schill-Partei in Hamburg“, sagte er. „Sollte sich in der Bevölkerung herumsprechen, dass die Piraten inhaltlich wenig zu bieten haben, kann das ein Grund für ihren Niedergang sein.“