Die Verkehrsbranche stellt die Klimaschutzziele der Regierung und die damit verbundene Elektromobilitätsstrategie infrage. Während der PKW-Verkehr bis 2010 die Emissionen um 21 Prozent gesenkt habe, seien sie seit 1990 im Güterverkehr um 37 und im Luftverkehr sogar um 85 Prozent gestiegen, sagte Uwe Franke, Chef der BP Europe SE und Präsidiumsmitglied des Branchenverbandes „Deutsches Verkehrsforum“, dem „Handelsblatt“ (Donnerstagsausgabe). „Diese Verschiebung ist das eigentliche Thema in der Mobilität.“
Deutschland will die Emissionen im Verkehrssektor bis 2050 um 40 Prozent senken. Mit dem Wirtschaftswachstum steigt aber das Transportaufkommen. Allein beim LKW-Verkehr rechnet der Bund mit einem Zuwachs von 70 Prozent. „Die stürmische Entwicklung im Güterverkehr ist die eigentliche Herausforderung“, sagte Franke. „Warum wird die Elektromobilität im PKW-Bereich dann politisch ins Zentrum der Anstrengungen gerückt?“, fragte er. Der Bund hat sich das Ziel gesetzt, dass 2020 eine Million Autos mit Elektroantrieb fahren. Das sind zwei Prozent aller Fahrzeuge. „Die Emissionsreduktion durch Elektromobilität ist minimal“, klagte Franke. Der BP-Chef empfiehlt, die „Vermeidungskosten“ ins Zentrum zu stellen. „Bei Benzin- und Dieselmotoren sind noch 30 Prozent Effizienzsteigerungen drin“, sagte Franke. Durch Hybrid-Antriebe, leichtere Fahrzeuge und „richtig gemachte Biokraftstoffe“, seien weitere Einsparungen zu erreichen. Das Bundesverkehrsministerium arbeitet derzeit an einer Kraftstoff- und Mobilitätsstrategie. Wie das „Handelsblatt“ erfuhr, wurde beim ersten Treffen mit Experten darauf hingewiesen, dass der Markt alleine es nicht richten werde. Vielmehr sei eine „ambitionierte Preispolitik“ nötig, wie ein Experte des Fraunhofer-Instituts vorschlug – und eine „gezielte Regulierung bis hin zu Verboten“. Dagegen wehrt sich der ADAC. „Eine Strategie, die auf Rationierung von Mobilität setzen würde, hätte große Nachteile für Wirtschaft und Gesellschaft“, sagte Björn Dosch, Leiter des Ressorts Verkehr, dem „Handelsblatt“.