Die Entscheidung der israelischen Regierung, den Schriftsteller Günter Grass wegen seines umstrittenen Gedichtes über angebliche Pläne für einen Atomkrieg gegen Iran mit einem Einreiseverbot zu belegen, ist von deutschen Politikern kritisiert worden. „Ich war überrascht. Das ist der Auseinandersetzung, die notwendig ist, unangemessen“, sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Rolf Mützenich, der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstagausgabe).
„Das Einreiseverbot halte ich für eine Überreaktion der israelischen Regierung“, kritisierte auch der außenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Rainer Stinner. Beide Politiker erneuerten zugleich die scharfe Kritik an Grass. „Grass ist Schriftsteller. Politisch habe ich Grass schon immer für einen Trottel gehalten. Seine Äußerungen haben das ein weiteres Mal bestätigt“, sagte Stinner. Grass sei nicht in der Lage, die Komplexität der politischen Situation im Nahen Osten zu verstehen. Als „Quatsch“ bezeichnete Mützenich die Behauptung von Grass, über die nukleare Bewaffnung Israels werde geschwiegen. Der israelische Innenminister Eli Jischai hatte Grass am Sonntag zur unerwünschten Person erklärt und dies mit dem in der vergangenen Woche publizierten Gedicht des Schriftstellers begründet. Dieses sei „ein Versuch, das Feuer des Hasses auf den Staat Israel und seine Menschen zu lenken“.