Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Reinhold Robbe (SPD), hat das israelische Einreiseverbot für Literaturnobelpreisträger Günter Grass kritisiert. Nachvollziehen könne er zwar diesen Schritt, „nüchtern betrachtet finde ich die Entscheidung des Innenministers allerdings überzogen. Die Israelis berufen sich auf die Pluralität und Offenheit ihrer Demokratie. Da passt solch ein Einreiseverbot nicht hinein“, sagte Robbe der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstagausgabe).
„Wer bitte ist denn dieser Günter Grass überhaupt, verdient er diese Aufregung? Diese Frage sollten sich auch die Regierenden in Israel stellen. Originell und souverän wäre hingegen etwas ganz anderes gewesen: Der Staat Israel hätte den Ignoranten Grass zu sich einladen können, um dessen verquaste Vorurteile und Feindbilder anhand der Wirklichkeit zu überprüfen. Ob Grass eine solche Einladung angenommen hätte, ist natürlich zweifelhaft“, so der DIG-Präsident. Mit heftiger Kritik reagierte Robbe auf Grass’ Gedicht „Was gesagt werden muss“. Robbe sagte: „Dieses Machwerk ist das eines alten Mannes, der offensichtlich unter Realitätsverlust leidet. Günter Grass versteckt sich hinter der Kunstform des Gedichtes, weil er weder die Möglichkeiten noch den Mut besitzt, in einem Essay seine Auffassung zur Lage im Nahen Osten darzulegen.“ Grass wolle „schlicht noch einmal größtmögliche Aufmerksamkeit auf sich lenken“. Er habe mit seinem Text jedoch „nicht etwa eine überfällige Debatte angestoßen, sondern vor allem aufgeregtes und wenig sachbezogenes Mediengetümmel“. Grass sollte wissen, dass nicht Israel den Iran bedrohe. „Er fantasiert über eine umgekehrte Bedrohungslage“, sagte Robbe. „Das ist nicht nachzuvollziehen geschweige denn zu tolerieren. Grass hat dann ja auch versucht, diese Einlassungen zu relativieren.“