Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat sich im Fernseen gegen die Kritik an seinem Israel-Gedicht gewehrt. „Ich hatte gehofft, dass es zu einer Debatte kommt. Aber was ich erlebe, ist ein fast wie gleichgeschaltete Presse. Ich bekomme haufenweise E-Mails von Menschen, die mir zustimmen. Das dringt aber nicht an die Öffentlichkeit“, sagte Grass am Donnerstagabend im „Tagesthemen“-Interview.
Der Autor bekräftigte dabei erneut seine Haltung zur Atomproblematik und warnte vor einem israelischen Angriff auf eine iranische Atomanlage, was einen atomaren GAU zur Folge hätte. „Es wäre die Ausweitung eines Konflikts in einer ohnehin instabilen Region und äußerst gemeingefährlich“, so der Schriftsteller. Seiner Ansicht nach werde über die Bedrohung, die von Israel ausgehe, zu oft geschwiegen. Der „Blödsinn und die Lügen“ von Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad seien hingegen allseits bekannt. Nach wie vor reißt die Kritik an dem Text nicht ab. Grass’ Gedicht sei ein Pamphlet von Hass und Hetze, kritisierte Dieter Graumann, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf Grass einen „schändlichen“ Vergleich Israels mit Iran vor. „Der Iran, nicht Israel ist eine Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit der Welt“, unterstrich Netanjahu in einem von seinem Büro als Gedicht deklarierten Text. Grass hatte am Mittwoch in verschiedenen Zeitungen das Gedicht „Was gesagt werden muss“ veröffentlicht. Dabei wirft Grass Israel vor, mit einem Erstschlag das gesamte iranische Volk auslöschen zu wollen, nur weil vermutet werde, dass Teheran eine Atombombe baue. Dabei habe auch Israel nukleares Potential, was keiner Prüfung zugänglich sei.