Der als Katholik erzogene britische Künstler Damien Hirst hat längst den Glauben an Gott aufgegeben. „Die Kunst ist meine Religion, sie stimmt mich optimistisch“, sagte Hirst der Tageszeitung „Die Welt“ anlässlich einer großen Retrospektive seiner Werke in der Tate Modern in London. Statt des metaphysisch aufgeladenen Worts „Inspiration“ bevorzugt Hirst deshalb das Wort „visuelle Auslöser“ („visual triggers“), um zu beschreiben, was seine Arbeit anregt.
In vielen seiner Werke spielten Tiere diese Rolle: „Nimm doch Schmetterlinge, jeder liebt sie, vor allem die Kinder!“ Hirst verwahrt sich auch gegen den Vorwurf der allzu exzessiven Selbstvermarktung. Über den Kritiker Julian Spalding, dessen neues Buch heißt „Warum man seine Hirsts verkaufen sollte, solange man noch kann“, sagte der Künstler: „Der Mann benutzt doch nur meinen Namen, um sein Buch besser verkaufen zu können.“ Hirst gibt zu, von seinen 1.400 „Spot“-Bildern im Laufe seiner 25 Künstlerjahre nur etwa 20 selber handgemalt zu haben. Die übrigen werden von seinen 160 Assistenten industriell gefertigt, in seinen fünf Studios, die er quer durch England unterhält. Im Gespräch verteidigt sich der 47 Jahre alte Künstler: „Sie sind alle von meinen Ideen getragen, sind mir Herzenssache. Vom Architekten erwartet man doch auch nicht, dass er selber Hand anlegt und das entworfene Haus baut, oder?“