Bericht: ThyssenKrupp investiert weniger in Wachstumssparte als angenommen

Der Stahl- und Industriekonzern ThyssenKrupp investiert deutlich weniger in seine Wachstumssparte Technologies als bislang angenommen. Nach Informationen der Tageszeitung „Die Welt“ (Montagausgabe) aus Unternehmenskreisen fließt der überwiegende Teil der für das Geschäftsjahr 2011/2012 geplanten Investitionen in Höhe von rund zwei Milliarden Euro weitgehend in den Stahlbereich, der eigentlich nicht mehr ausgebaut werden soll. Lediglich etwas mehr als 130 Millionen Euro und damit weit weniger als zehn Prozent der Mittel sind für die zwei Segmente Anlagenbau und Elevators in der Technologies-Sparte vorgesehen – also jene beiden Bereiche, die künftig den Wachstumskern von ThyssenKrupp bilden sollen.

Gleiches gilt offenbar für das kommende Geschäftsjahr. Auch da soll das Gros der Investitionsmittel nach Brasilien sowie ins parallel gebaute Stahlwerk in den USA fließen, heißt es aus dem Umfeld des Konzerns. Das Unternehmen wollte sich zu den Zahlen nicht äußern. Bestätigt werden lediglich die Gesamtinvestitionsausgaben in Höhe von zwei Milliarden Euro für das laufende Jahr. Bislang waren Beobachter davon ausgegangen, dass mindestens die Hälfte der Investitionen für Technologies – allen voran dem Anlagen- und Aufzugbau – zur Verfügung steht. Darüber hinaus entstehen durch die anhaltenden Probleme hohe Verluste in der Sparte Steel Americas: Im laufenden Geschäftsjahr soll es erneut ein hoher dreistelliger Millionenbetrag sein. Bekannt ist bislang ein Minus von 288 Millionen Euro im ersten Quartal. In den übrigen drei Quartalen sollen nach bisheriger Aussage des Vorstandschefs Heinrich Hiesinger weitere Verluste hinzukommen, allerdings in deutlich geringeren Umfang als zu Geschäftsjahresbeginn, so dass sich ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag ergeben hätte. Schon 2010/2011 hatte das Brasilien-Engagement den Dax-Konzern tief in die roten Zahlen getrieben. Denn Hiesinger hatte nach einer Situationsanalyse Wertberichtigungen in Höhe von 2,1 Milliarden Euro vorgenommen. Ein schneller Verkauf des Stahlwerks in Brasilien scheint ausgeschlossen, denn dann wäre voraussichtlich ein höherer einstelliger Milliardenbetrag fällig. Die Werke in Brasilien und den Vereinigten Staaten stehen nach Informationen der Zeitung noch mit 6,5 Milliarden Euro in den Büchern.