Warum uns der Glaube an den „Unglückstag“ Stress erspart
Der Blick auf den Kalender verrät: Schon wieder steht uns ein Freitag, der 13., ins Haus. Wer hier an ein böses Omen glaubt, hat es im Jahr 2012 besonders schwer: Es bietet mit drei entsprechenden Freitagen nicht nur eine besondere Häufung an „Unglückstagen“ – gleich mehrere Orakel kündigen für den 21. Dezember auch noch den Weltuntergang an. Für rund ein Viertel der Bevölkerung sind derlei „Zahlenspiele“ tatsächlich ein Grund zur Besorgnis. Gibt es dafür gute Gründe – oder sind die Ängste der Betroffenen einfach nur „alberner Aberglaube“? Der psycheplus-Experte Benjamin Martens erklärt, warum solche Denkmuster unter Umständen sogar nützlich sein können – und wie Betroffene verhindern können, dass die Angst vor dem drohenden Unglück ihr Leben beherrscht.
Die Angst vor dem Unerklärlichen
Die Überzeugung, dass ein Freitag, der 13., ein „schwarzer Tag“ sei, ist in Deutschland weit verbreitet und hat historische Wurzeln. Aber selbst, wer diese gar nicht kennt, empfindet an diesem Tag oft ein mulmiges Gefühl. Wie eine Studie aus dem Jahr 2008 belegt, melden sich an solchen Tagen rund drei- bis fünfmal mehr Arbeitnehmer krank als zu jedem anderen Zeitpunkt des Jahres. Dabei ereignen sich statistisch gesehen an einem Freitag, den 13., nicht mehr oder weniger Unfälle als an jedem anderen Tag. „Ein tragisches Unglück kann uns an jedem beliebigen Tag unseres Lebens zustoßen. Wenn wir uns nun an jedem Tag davor fürchten würden, dass uns etwas Schlimmes widerfährt, wären wir kaum noch handlungsfähig“, erläutert der Psychologe Benjamin Martens von psycheplus. „An einem Freitag, den 13., haben wir das Gefühl, das Unglück vorhersehen zu können. Das empfinden wir als angenehm, es gibt uns ein Gefühl von Kontrolle. Wir bleiben einfach zu Hause – und wenn uns doch etwas passiert, dann haben wir das ja ohnehin schon gewusst und können es uns erklären.“
Die Macht unserer Gedanken
Dahinter steht ein tiefes, unbewusstes Bedürfnis: Für ein zufriedenes und erfülltes Leben brauchen wir das Gefühl, in möglichst vielen Situationen und Lebenslagen Kontrolle und Entscheidungsgewalt zu besitzen. Widerfährt uns etwas Einschneidendes ohne unser Zutun, versuchen wir deshalb, die verlorene Kontrolle wieder zu erlangen – indem wir für das Geschehene eine Erklärung finden oder zumindest ein Muster, das eine Wiederholung für uns vorhersehbarer und den Ausgang eventuell beeinflussbar macht. Der Mythos von Freitag, dem 13., hilft uns hier in jeder Hinsicht: „Wir sehen das Unglück quasi von vorneherein auf uns zukommen, und wenn wir schon auf sein Eintreffen keinen Einfluss haben, so liefert uns das Datum zumindest eine passable Erklärung dafür“, weiß der psycheplus Experte.
Wer das „Erklärungsmuster“ des „schwarzen Freitags“ erst einmal für sich entdeckt hat, bleibt nicht selten dabei – denn er wird eine Fülle von Hinweisen finden, die seine Überzeugung bestätigen. Die Ursache dafür liegt in unserer Wahrnehmung, erläutert der Psychologe Benjamin Martens: „Wir verinnerlichen unbewusst genau jene Informationen, die zu unserer Überzeugung passen, und blenden Fakten aus, die unserer Erklärung widersprechen oder sie widerlegen könnten. Zu sehen, dass unser Erklärungsmuster funktioniert, gibt uns Sicherheit.“ Problematisch wird es allerdings, wenn uns unsere Überzeugungen quasi selbst ins Unglück treiben. Der psycheplus Experte: „Wissenschaftliche Studien bestätigen das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung – wenn wir fest daran glauben, dass heute etwas Schlimmes geschieht, verhalten wir uns unbewusst so, dass das befürchtete Unglück mit erhöhter Wahrscheinlichkeit tatsächlich auch an diesem Tag eintrifft.“
Lieber ein Tag in Sorge als ein Leben in Angst
Für den Psychologen überwiegen die Vorteile solcher Denkmuster dennoch meist die Nachteile: Denn selbst, wenn wir durch unseren Glauben an ein schlechtes Omen ein wirkliches Missgeschick heraufbeschwören, schenkt uns der Glaube an den „schwarzen Freitag“ und vor allem die damit verbundene Illusion von Kontrolle an den anderen Tagen meist ein Plus an innerer Ruhe. Gefährlich, so der psycheplus Experte, wird es erst, wenn die eigene Gedankenwelt zum Gefängnis wird und die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, davon unbelastet ihr Leben zu führen: „Wer sich aufgrund eines ungünstigen Horoskops oder Datums zurückzieht, Angst bekommt, bestimmte Entscheidungen zu treffen oder gar wichtige Kontakte abbricht, läuft Gefahr, äußeren Einflüssen eine überhöhte Bedeutung beizumessen und zunehmend in einer selbst konstruierten Welt zu leben“, so der Psychologe Benjamin Martens. Wer sich so in sein Denkmuster verstrickt hat, ist rationalen Argumenten häufig gar nicht mehr zugänglich – besorgte Freunde und Angehörige sollten in diesem Fall am besten den Rat eines spezialisierten Verhaltenstherapeuten einholen. In den meisten Fällen, so der psycheplus Experte, ist uns aber wohl bewusst, dass ein Freitag, der 13., nicht mehr oder weniger Risiken birgt als jedes andere Datum. „Wenn wir morgens die U-Bahn verpassen oder den verschütteten Kaffee augenzwinkernd mit dem „schwarzen Freitag“ erklären, verkraften wir das Missgeschick einfach leichter und können vielleicht sogar darüber lachen“, so der Psychologe. „Insofern ist selbst ein vermeintlich unglückliches Datum in Wahrheit viel harmloser als zunächst erwartet.“ Weitere Informationen unter www.psycheplus.de
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