Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) weist auf die unbefriedigende Situation in Schulen hin, da Kinder und Lehrer mit ihren Problemen allein gelassen werden.
40 % aller Kinder mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie entwickeln psychosomatische Störungen, weil sie den Anforderungen beim Erlernen der Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen nicht gewachsen sind. Trotz regelmäßiger Teilnahme am Unterricht und häuslicher Förderung machen sie nur sehr langsam Lernfortschritte, wie der Fall Lena zeigt. Lena ist jetzt in der 3. Klasse und kann noch immer keine Texte sinnerfassend lesen, obwohl sie eine gute allgemeine Begabung hat. In jedem Schulfach werden die Textaufgaben zur großen Hürde. „Ich war eigentlich erleichtert, dass die Diagnose des Kinder- und Jugendpsychiaters eine Legasthenie ergeben hat, denn das ist ja nichts Schlimmes“, sagt Lenas Mutter.
Lenas Leistungen liegen mittlerweile in allen Fächern weit unter dem Durchschnitt. Auch mündlich beteiligt sie sich gar nicht mehr. Lena will jetzt nicht mehr in die Schule gehen, denn sie erfährt nur Niederlagen. Förderung hat sie auch keine erhalten, weil die Förderstunden wegen Lehrermangels nicht erteilt werden konnten. „So kann es doch nicht weiter gehen, wenn sie noch nicht einmal richtig lesen kann. Soll sie als Analphabetin die Schule verlassen?“, klagt Lenas Mutter.
Der Fall Lena ist kein Einzelfall. Beim BVL und den Landesverbänden gehen täglich Hilferufe von Eltern ein, deren Kind bereits psychisch auffällig ist, weil es in der Schule nicht die notwendige Unterstützung erfährt. Im Fall von Lena muss durch eine Testung der Entwicklungsstand erfasst und darauf aufbauend ein Förderplan erstellt werden. Dazu bedarf es einer entsprechenden Qualifizierung, wie sie z.B. im Weiterbildungsstandard zum „Dyslexietherapeuten nach BVL®“ festgelegt wurde. Die finanziellen Mittel an Schulen reichen meist nicht aus, um die Testungen durchzuführen und Einzelförderung zu erteilen. Ebenso stehen nicht genügend Fachkräfte zur Verfügung, die ausreichend qualifiziert sind.
Man lässt nicht nur die Kinder mit ihrem Problem allein, sondern auch die Pädagogen, die mit oftmals über 30 Kindern in der Klasse im Höchstmaß gefordert sind. Schnelles Handeln ist angesagt, um Kinder und Lehrkräfte nicht unnötig krank zu machen. „Wir sehen die Lösung im Aufbau von Netzwerken zwischen Schule und qualifizierten Therapeuten. Der Förderunterricht sollte durch gut qualifizierte Therapeuten an der Schule durchgeführt werden. Fehlende finanzielle Mittel dürfen kein Hinderungsgrund sein, denn die volkswirtschaftlichen Folgekosten sind um ein Vielfaches höher“, sagt Annette Höinghaus, Geschäftsführerin des BVL.
Weitere Informationen zum Thema und zum Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. sind im Internet unter http://www.bvl-legasthenie.de abrufbar.
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Über den Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.:
Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. besteht seit über 30 Jahren und ist eine Interessenvertretung von Betroffenen und deren Eltern sowie von Fachleuten (Pädagogen, Psychologen, Ärzten, Wissenschaftlern und im sozialen Bereich Tätigen), die sich in Theorie und Praxis mit der Legasthenie und Dyskalkulie auseinandersetzen. Er trägt dazu bei, dass gesetzliche Grundlagen und wissenschaftliche sowie praktische Möglichkeiten der Hilfe in allen Bundesländern geschaffen und verbessert werden. Durch persönliche Beratung, Informationsschriften und Hinweise auf geeignete Literatur sollen die Eltern die Schwierigkeiten ihrer betroffenen Kinder besser verstehen lernen.
Der BVL fördert durch wissenschaftliche Kongresse und Veröffentlichungen die Forschung und den wissenschaftlichen Dialog unter Fachleuten aller beteiligten Disziplinen. Durch Informationen und Zusammenarbeit mit den Medien macht der BVL die Probleme der Legastheniker und Dyskalkuliker bekannt.
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