Die Versandhandelsapotheke DocMorris soll einem Zeitungsbericht zufolge verkauft werden. Der Stuttgarter Pharmagroßhändler Celesio, zu dem DocMorris gehört, hat nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (F.A.Z. – Dienstagausgabe) die Deutsche Bank beauftragt, Investoren zu suchen. Ein Sprecher von Celesio wollte sich dazu nicht näher äußern, sondern verwies auf die Bilanzpressekonferenz an diesem Dienstag.
In einem vertraulichen Spitzengespräch von Markus Pinger mit Vertretern der Apotheker-Verbände ABDA und DAV vor wenigen Tagen hat der Celesio-Chef offenbar über seine Pläne berichtet. Das Gespräch war laut dem Blatt das erste seit fünf Jahren. Seit Celesio im Frühjahr 2007 DocMorris kaufte, hatte zwischen dem Pharmagroßhändler und den Apothekerverbänden demonstrative Eiszeit geherrscht. Der damalige Celesio-Chef hatte mit dem Kauf signalisiert, dass das Stuttgarter Unternehmen in der zu erwartenden Liberalisierung der europäischen Apothekenmärkte ganz vorne mitspielen will. Aus Verärgerung darüber, dass ausgerechnet der eigene Großhändler zum Konkurrenten wird, indem er die Patienten über DocMorris mit Medikamenten versorgt, haben damals viele Apotheker ihre Einkäufe bei der deutschen Celesio-Gesellschaft Gehe aufgegeben oder zumindest vorübergehend eingestellt. Der Verkauf, der möglichst noch in diesem Jahr über die Bühne gehen soll, dürfte Celesio einen dreistelligen Millionenbetrag bringen, schreibt die Zeitung. DocMorris erzielt im Versandhandel einen Umsatz von gut 300 Millionen Euro und gilt als durchaus rentabel. Für das Unternehmen hatte Celesio insgesamt knapp 200 Millionen Euro bezahlt. Grundsätzlich könnte DocMorris für Finanzinvestoren wie auch für strategische Investoren interessant sein. Unklar ist nach F.A.Z.-Informationen noch, ob lediglich das Geschäft der Versandapotheke abgegeben wird, oder auch die Marke DocMorris. Erst im vorigen Frühjahr hatte Celesio angekündigt, die Apotheken-Ketten im Ausland nach und nach auf den Namen DocMorris umzurüsten: „Unser langfristiges Ziel ist, DocMorris zur führenden Apothekenmarke Europas zu machen“, sagte der damalige Vorstandschef Fritz Oesterle bei der Bilanzpressekonferenz vor einem Jahr. Insgesamt besitzt Celesio 2.300 eigene Apotheken in Europa und beliefert über den Großhandel 65.000 Apotheken.