Zig Tausende Unternehmen werden in den nächsten Jahren übergeben!

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Christian Fritz LL.M. LL.M. MBA, Mag. Katja Schauer

Die Zahlen, die kolportiert werden, sind schlichtweg spektakulär: Zig-Tausende Unternehmen werden in den nächsten Jahren übergeben. Wie man darauf kommt? Man nehme Unternehmer und Gesellschafter (manchmal auch Geschäftsführer), die eines gemeinsam haben: sie sind deutlich über 50 Jahre. Und dann stelle man sich vor, dass sich eben dieser Personenkreis – je nach eigener Befindlichkeit – in den nächsten 10 bis 15 Jahren aus dem aktiven Erwerbsleben zurück zieht.

Ein betrieblicher Generationenwechsel ist keine zeitgenössische Erscheinung. Eine Betriebsnachfolge hat es – lassen wir volkseigene Betriebe in der ehemaligen DDR und sowjetische Kolchosen einmal beiseite – immer gegeben und wird es (solange die Welt dasteht und Unternehmertum besteht) auch weiter geben. Insoweit sind diese kolportierten Zahlen so spektakulär auch wieder nicht: Je mehr Unternehmen es gibt, umso mehr betriebliche Generationenwechsel sollte es geben. Auch wenn man es angesichts mancher Patriarchen nicht für möglich halten würde: Theoretisch kann ein Unternehmen immerwährenden Bestand haben; die Praxis sieht freilich anders aus.

Eine zweite Chance ist die Ausnahme.

Der betriebliche Generationenwechsel ist im Lebenszyklus eines Unternehmens etwas völlig normales. Aber: er kommt in einer Eigentümergeneration nur einmal vor … und man bekommt nur selten eine zweite Chance. Für jeden Unternehmer ist der Gedanke an eine Betriebsübergabe etwas Neues, wofür es – im Gegensatz zum Tagesgeschäft – (fast) keine Erfahrungswerte im eigenen Betrieb geben kann. Diese häufige Orientierungslosigkeit ist wohl einer der Gründe, warum so oft so viel schief geht.

Ein betrieblicher Generationenwechsel ist ein Projekt: es ist daher eine entsprechende Planung und Evaluierung bei der Realisierung unverzichtbar. In jeder Phase des Prozesses stellen sich folgende Fragen: Sind wir auf dem richtigen Weg? Welche unvorhergesehenen Probleme sind aufgetreten?

Was sind nun die Zutaten einer erfolgreichen Betriebsübergabe?

– Ein betrieblicher Generationenwechsel beginnt viel früher, als wir alle denken: nämlich dann, wenn die Kinder wahrnehmen, wie sehr sich die Eltern im Unternehmen plagen … oder eben nicht. Jeder Unternehmer versucht seinen Betrieb in einem guten Licht darzustellen; warum nicht auch gegenüber der Familie?

– Ein betrieblicher Generationenwechsel gegen jemanden ist denkunmöglich. Wenn der gegenwärtiger Eigentümer eines Unternehmens, Inhaber von Geschäftsanteilen, usw. nicht abgeben möchte, dann gibt es keine geordnete Übergabe zu Lebzeiten.

– Das Unternehmen sollte wirtschaftlich gesund sein, bevor es in die nächste Generation übertragen wird. Für Geschäftsanteile an Kapitalgesellschaften und Kommanditbeteiligungen mag es Spezialitäten geben; im Grundsatz gilt freilich das Gleiche.

– Der oder die potenziellen Nachfolger sollte rechtzeitig identifiziert werden und ebenso sukzessive mit unternehmerischer (Mit-)Verantwortung bedacht werden. Gibt es einen Plan B, wenn der Nachfolger doch nicht als solcher geeignet ist?

– Idealzustand bei operativen Geschäftstätigkeiten lautet: der Übergeber zieht sich behutsam (aber doch!) zurück, der Nachfolger wächst sukzessive an Hand im Vorhinein (!) festgelegter Etappen in die Führungsverantwortung hinein.

– Für diejenigen, die sich nur schwer von ihrem heißgeliebten Besitztümern trennen können: Vermögen und Geschäftsführung sind zwei verschiedene Paar Schuhe: wenn der Nachfolger mehr oder weniger ungestört die Geschäftsführung übernehmen kann und die Sicherheit hat, dass das väterliche Vermögen irgendwann an ihn übertragen wird, ist vielfach der erste wesentliche Schritt bereits getan.

– Eine Betriebsübergabe ist etwas Gesamtheitliches: man möge daher weder über den Übergeber noch die potenziellen Nachfolger einfach drüberfahren und auch das geschäftliche sowie familiäre Umfeld nicht ganz aus den Augen verlieren.

– Ein betrieblicher Generationenwechsel ist ein spannenender Mix aus rechtlichen, wirtschaftlichen, organisatorischen aber auch emotionalen Gesichtspunkten. Suchen Sie sich daher den richtigen Begleiter für diesen Prozess, der eben diesen niemals aus den Augen verliert. Sagen sie ihm alles und behandeln sie ihn gut. Man kann es glauben oder auch nicht: Steuern sind bei einem betrieblichen Generationenwechsel eher ein Randthema. Der Umstand, Steuern gespart zu haben, ist in vielen Fällen das einzige Glückshormon bei Betriebsübergaben, die man so nicht wollte.

Und zu guter Letzt: ein betrieblicher Generationenwechsel ist so facettenreich, dass eine Seite für eine umfassende Planung nicht ausreicht. Schreiben Sie daher am besten noch heute auf einen Zettel, wie sie sich das ganze Vorstellen: sowohl als Übergeber als auch als Junior.
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