Gefäßstudie für Menschen mit Conterganschädigung

Untersuchungen an den Unikliniken Köln und Ulm schreiten voran

Die Universitätskliniken Köln und Ulm führen derzeit eine bundesweite und von der Conterganstiftung geförderte Studie durch. „Die intensiven Vorbereitungen haben sich gelohnt“, sagt Vorständin Margit Hudelmaier. „Persönlich habe ich sehr positive Rückmeldungen aus Betroffenenkreisen erhalten. Durch die Untersuchung wurden auch schon Befunde festgestellt, die sonst vielleicht unentdeckt geblieben wären.“

Die Studie soll herausfinden, inwieweit bei Menschen mit Conterganschädigung auch an Gefäßen Fehlbildungen auftreten. Hierauf hatte es in der Vergangenheit vermehrt Hinweise gegeben. Im vergangenen Jahr hat die Conterganstiftung darum die sogenannte „Gefäßstudie“ gestartet. Eine ausreichend hohe Anzahl Betroffener hat zwischenzeitlich ihre Teilnahmeabsicht an der Studie, an der auch die Uniklinik in Ulm beteiligt ist, erklärt. Von ihnen werden nun 438 Personen unter-sucht, davon etwa drei Viertel in Köln, der Rest in Ulm.

„Wir wollen eine Antwort darauf liefern, ob es Schädigungsmuster an Gefäßen gibt, die durch das Mittel Contergan verursacht worden sein könnten. Daher sind wir froh, dass unsere Studie im vergangenen Jahr erfolgreich gestartet ist und reibungslos läuft“, sagt Prof. Dr. David Maintz, Studienleiter und Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Köln. Eine Aussage darüber, inwiefern ein Gefäßverlauf signifikant „atypisch“ ist, soll die Studie durch den Vergleich mit einer gleich alten und gleich großen Kontrollgruppe von Menschen ohne Conterganschädigung liefern.

In Köln werden bereits seit vergangenem Jahr Betroffene und Kontroll-Probandinnen und -probanden per MRT und Ultraschall unter-sucht. In Ulm sind die Untersuchungen nun angelaufen. Erste valide Ergebnisse werden nach zwei Jahren Laufzeit erwartet. Allerdings: „Die Betroffenen erhalten nach ihrer Untersuchung einen Befundbericht, der das Vorhandensein beziehungsweise Nichtvorhandensein von Zufallsbefunden dokumentiert, die dann zeitnah medizinisch abgeklärt werden sollten“, so der Studienleiter.

Im Zuge der Einnahme des als harmlos vermarkteten Schlaf- und Beruhigungsmittels „Contergan“ hatten tausende Mütter vor mehr als 60 Jahren Kinder mit Fehl- und Missbildungen zur Welt gebracht. Etwa 2.400 Menschen mit Conterganschädigung leben heute noch in Deutschland.

Die Conterganstiftung

Vor gut 60 Jahren sorgte das Medikament Contergan für den ersten Arzneimittelskandal im Deutschland der Nachkriegszeit. Zwischen 1958 und 1963 gebaren Mütter, die das Mittel eingenommen hatten, Kinder mit orthopädischen und inneren Schäden sowie Hals-Nasen-Ohren-Schäden und Augenschäden. Viele von ihnen starben. Heute leben noch etwa 2.300 bei der Stiftung anerkannte Menschen mit Conterganschädigung allein in Deutschland. Im Dezember 1971 wurde die Stiftung durch Beschluss des Deutschen Bundestags ins Leben gerufen. Das Stiftungskapital wurde bei Stiftungsgründung von dem Pharmaunternehmen Grünenthal und dem Bund zu gleichen Teilen eingebracht. Seitdem die Gelder für Zahlungen an die Betroffenen aufgebraucht sind, bestreitet der Bund die Zahlungen zu hundert Prozent aus seinen Mitteln.

Kontakt
Conterganstiftung
Matthias Moeller
An den Gelenkbogenhallen 2-6
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