Prof. Dr. med. Martina Prelog ist gebürtige Österreicherin und als Professorin für Kinder- und Jugendmedizin seit 2010 am Universitätsklinikum Würzburg tätig. Sie ist Fach-Immunologin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, besitzt Facharztzusatzbezeichnungen in Infektiologie und Kinder-Rheumatologie sowie einen Master in Gesundheitswissenschaften und Public Health.
Viele Menschen halten Gürtelrose, auch Zoster genannt, für eine Bagatelle. Wie sehen Sie das und mit welcher Art Erkrankung haben wir es hier eigentlich zu tun?
Gürtelrose wird tatsächlich gerne bagatellisiert. Es sei eine Stress-Krankheit, heißt es oft. Viele denken auch, dass es sich lediglich um einen Hautausschlag handelt, der bald wieder verschwindet. Tatsächlich haben wir es bei Gürtelrose mit dem Wiederaufflammen einer Viruserkrankung zu tun, die schwerwiegende Langzeitfolgen für die eigene Gesundheit haben kann. Gürtelrose betrifft vermehrt Menschen ab der Lebensmitte und ist mitnichten eine Krankheit, die auf die leichte Schulter genommen werden sollte.
Was würden Sie denjenigen sagen, die für sich persönlich kein Risiko sehen?
Fast jeder Erwachsene hat als Kind Windpocken gehabt und trägt den Erreger, das Varizella-Zoster-Virus, seitdem im Körper. Dieser versteckt sich in den Nervenknoten des Rückenmarks und kann später eine Gürtelrose auslösen. Gürtelrose entsteht also nicht durch Ansteckung, sondern durch eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus. Grundsätzlich steigt das Gürtelrose-Risiko mit dem Alter, denn das Immunsystem des Menschen wird mit den Jahren auf natürliche Weise schwächer. Auch Personen, die an einer Grunderkrankung wie Diabetes, Rheuma oder Krebs leiden, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit für diese Infektion. Im Laufe des Lebens erkrankt jeder dritte Erwachsene an Gürtelrose.
Warum ist Gürtelrose oft so schwierig zu diagnostizieren?
Die Symptome sind anfangs ähnlich wie bei anderen Hauterkrankungen: Schmerzen, Brennen, Kribbeln oder Juckreiz. Weitere Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit können für eine Erkältung oder Grippe gehalten werden. Wenn nach einigen Tagen der charakteristische Hautausschlag auftritt, ist die Gürtelrose bereits vollständig ausgebrochen. Diese zeigt sich typischerweise als in Gruppen stehende entzündliche Bläschen in einer bestimmten Hautregion, eben oft am Körperstamm, deshalb der Name Gürtelrose. Ein zeitnaher Besuch beim Hausarzt ist bei den ersten Anzeichen und einem Verdacht auf Gürtelrose besonders wichtig, um ggf. zügig eine Behandlung einzuleiten.
Welche Folgen kann eine Gürtelrose haben?
Ein Drittel der Gürtelrose-Erkrankten erleiden Komplikationen, vor allem ist hier die sogenannte Post-Zoster-Neuralgie hervorzuheben. Darunter versteht man Nervenschmerzen, die durch eine Schädigung der Nervenendigungen entstehen und sich über Wochen, Monate und Jahre hinziehen können. Besonders gefährlich ist die Gürtelrose im Bereich des Auges und des Ohres, da es hier zu Blind- und Taubheit kommen kann. Außerdem wird die Gürtelrose auch mit Schlaganfällen in Verbindung gebracht. Am sinnvollsten ist es aus meiner Sicht immer, eine Gürtelrose gar nicht erst entstehen zu lassen. In der zweiten Lebenshälfte sollte sich jeder Erwachsene in der Hausarztpraxis über sein persönliches Risiko informieren – und wenn es angezeigt ist, die Möglichkeit einer Impfung für einen bestmöglichen Schutz vor Gürtelrose in Anspruch nehmen.
Der Women’s Health Day ist ein Tag von Frauen für Frauen und beschäftigt sich mit allen Themen rund um Frauengesundheit. Er findet in diesem Jahr am 27. April in Köln statt. Professor Dr. med. Martina Prelog referiert auf der Veranstaltung über das Immunsystem, das sie für die wichtigste Stellschraube zwischen Gesundheit und Krankheit hält. In der Mittagspause steht sie den Teilnehmerinnen von 12.45 bis 14.45 Uhr für ihre Fragen zum Thema Gürtelrose zur Verfügung, denn auch bei dieser Krankheit spielt das Immunsystem eine zentrale Rolle.
Weitere Informationen zum Women’s Health Day: https://womenshealthday.de