Prämonstratenser-Pater Roman Löschinger, Wetterexperte Sven Plöger und Energieexperte Prof. Timo Leukefeld inspirierten beim zwölften Gaiser Forum.
Ulm, 14. März 2024 – Die Klimakrise erfordert aktives Handeln, denn an Wissen und technischen Lösungen fehlt es nicht. Darin waren sich Sven Plöger, Pater Roman Löschinger und Prof. Timo Leukefeld einig. Die drei Experten, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem Thema Klimawandel auseinandersetzen, gewährten exklusive Einblicke in ihre Arbeit während des GaiserForums der Ulmer Gaiser-Gruppe, einer der führenden Anbieterinnen für technische Gebäudeausrüstung in Süddeutschland.
Erderwärmung, CO2-Emissionen, Ressourcenverbrauch und das eigene Verhalten hängen auf äußert komplexe Art zusammen. Um das besser zu verstehen und neue Perspektiven einnehmen zu können, entwickelte das Ulmer Familienunternehmen die Veranstaltungsreihe „GaiserForum“. Bereits zum zwölften Mal begrüßte Harald Kretschmann, Geschäftsführer der Julius Gaiser GmbH & Co. KG, rund 80 Gäste. „Wir haben den Instrumentenkasten, um den Klimawandel noch zu beherrschen. Doch wir müssen ins Handeln kommen und dürfen den Glauben, dass wir noch etwas verändern können, nicht verlieren“, zeigte sich Harald Kretschmann überzeugt, bevor er das Wort an Pater Roman Löschinger übergab.
Trotz Fastenzeit las der Geschäftsführer des Bildungszentrums am Prämonstratenser-Kloster Roggenburg dem Publikum nicht die Leviten, sondern erzählte in launigen Worten, wie es sich heute in einem alten Barockkloster leben lässt. Beeindruckt zeigte er sich vom klugen Umgang der frühen Baumeister mit Ressourcen: „Vor mehr als 200 Jahren gab es wenig Alternativen. Man musste den Lauf der Sonne berücksichtigen und danach die Klosterareale sinnvoll anlegen. Deswegen wurden die Hauptgebäude nach Ost-West ausgerichtet und die Kirche in den kalten Norden gestellt.“ Keiner wäre damals auf die Idee gekommen, den großen Innenraum einer Kirche zu beheizen, und das ist in Roggenburg immer noch so. „Man muss halt schneller predigen, dann ist allen geholfen“, schmunzelte der Ordensbruder.
Das Kloster spart 575 Tonnen CO2 jährlich
Sonne und Holzhackschnitzel decken heute mehr als 80 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs des gesamten Klosterareals. Das entspricht rund 175.000 Litern Heizöl und 575 Tonnen CO2-Emissionen jährlich, die durch die regenerativen Energieträger eingespart werden. Allerdings muss kein Klosterbruder mehr wie früher Brennstoff mühsam zu den zahlreichen dezentralen Öfen schleppen. Die Wärme liefert ein Nahwärmeverbund, bei dem sich die insgesamt elf Wärmeabnehmer um nichts mehr kümmern müssen. Bereits zum zweiten Mal haben sie einen Energiecontracting-Vertrag mit 15-jähriger Laufzeit abgeschlossen. Mit zusätzlicher Wärmerückgewinnung, LED-Leuchtmittel und E-Mobilität peilt das Kloster das selbstgesetzte Klimaziel an: „Wir wollen bis 2026 klimaneutral werden“, berichtet Pater Roman und verrät, wie ihm das gelingen soll: „Wenn ich meine Mitbrüder zwingen will, sehe ich alt aus. Ich muss die Maßnahmen schmackhaft machen und sie zum Ausprobieren anbieten, wie beispielsweise Elektroautos.“
Ebenso unterhaltsam wie aufrüttelnd erläuterte als nächster Redner der langjährige ARD-Wettermoderator Sven Plöger, warum die Menschen sich um ihren Planeten und infolgedessen um sich selbst sorgen müssen. Dazu schaute er wie ein Außerirdischer auf die Welt und fragte: „Was machen die da? Sie scheinen klug zu sein, fliegen zum Mond, errichten unglaubliche Bauwerke, viele leben in Wohlstand. Aber: Diese intelligent anmutenden Wesen wissen, dass sie ihre Ressourcen beschleunigt zerstören und unternehmen nichts dagegen. Das passt nicht zusammen.“ Der Grund sind evolutionäre Mechanismen, durch die Menschen seit jeher auf akute Bedrohungen reagieren, wie einst beim Angriff eines Säbelzahntigers. Dagegen ist die Gefahr durch den Klimawandel unkonkret, langsam, nicht einfach zuzuordnen. Also verharrt der Mensch in seiner Rolle als „Gewohnheitstier“ und bringt sich damit im Klimawandel in größte Gefahr. Sven Plöger ist sich sicher: „Wir haben kein Wissensproblem, sondern ein Handlungsproblem.“ Er rief dazu auf, die evolutionäre Prägung zu überwinden. Als Diplom-Meteorologe sieht er die Alarmsignale, wie die immer stärker steigenden Wassertemperaturen der Ozeane, die Extremwetter wie Überflutungen und Dürren wahrscheinlicher machen. An der Energie- und Ressourcenschonung führe kein Weg vorbei, das zeige auch der „Overshoot Day“. So wird der Tag bezeichnet, an dem die Menschheit alles verbraucht hat, was die Natur ihr bis zum Ende des Jahres zu Verfügung stellt. Deutschland ist im vergangenen Jahr bereits am 4. Mai auf dem imaginären Umweltkonto in die roten Zahlen gerutscht. Würden alle so leben wie in Deutschland, würden es drei Erden benötigen.
Energieautarkes Wohnen als Flatrate
Dass energieautarkes und CO2-neutrales Wohnen längst keine Utopie mehr ist, demonstrierte Professor Timo Leukefeld beispielhaft an neuerbauten Mehrfamilienhäusern ebenso wie anhand der energetische Sanierung eines ehemaligen Plattenbaus mit 22 Wohneinheiten in Sachsen-Anhalt. Die Gebäude versorgen sich über PV-Module auf den Dächern, an Balkonbrüstungen und Fassade mit dem krisensicheren Rohstoff Sonne selbst. In Kombination mit Akkus erreichen sie eine Autarkiegrad von mehr als 60 Prozent, der Rest wird als Ökostrom bezogen. Das sei nicht nur nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich interessant, so Professor Leukefeld: „Wir haben für die Wohnungswirtschaft, Banken und Energieversorger das neue Geschäftsmodell einer Pauschalmiete mit Energieflatrate entwickelt. Die Flatrate enthält für den Mieter alle Kosten für Wohnen, Strom, Wärme und E-Mobilität. Für den Vermieter reduziert das den Verwaltungsaufwand erheblich und erlaubt höhere Renditen.“ Für Vermieter und Mieter ist das Modell gleichermaßen ein Gewinn.
„Die Energiewende lässt sich nicht mit erhobenem Zeigefinger erreichen, sondern nur durch Lösungen, mit denen wir Begeisterung wecken“, war das Resümee von Harald Kretschmann, bevor die Gäste die Veranstaltung bei einem Glas Wein und Snacks ausklingen ließen. Intensiv nutzen sie dabei die Gelegenheit, um untereinander und mit den Experten über den Klimawandel zu diskutieren.
Über Gaiser
Die Gaiser Unternehmensgruppe ist mittelständisches Familienunternehmen mit derzeit 300 Mitarbeitern. Der Hauptsitz der Firma befindet sich in Ulm, eine Niederlassung in Heidenheim/Brenz und weitere Tochterunternehmen in Böhmenkirch, Amstetten und Aulendorf. Als regional führendes Unternehmen im Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung, hat sich das Ulmer Traditionsunternehmen Gaiser seit seiner Gründung im Jahr 1928 im süddeutschen Raum weit über die Grenzen von Ulm hinaus bekannt gemacht. Gaiser bietet ökonomische und gleichzeitig ökologische Lösungen rund um Wärme, Kälte, Strom, Klima, Lüftung, Sanitär und Melktechnik.
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Harald Kretschmann
Geschäftsführer
Julius Gaiser GmbH & Co. KG
Fon 0731 / 3987 – 120