Nach der parteiübergreifenden Entscheidung für den Bürgerrechtler Joachim Gauck als neuen Bundespräsidenten, ist das Verhältnis zwischen Union und FDP angespannt. Die SPD wies darauf hin, dass Kanzlerin Angela Merkel erst nach langem Ringen dem Votum der FDP nachgegeben hatte, um einen Koalitionsbruch abzuwenden. Das Erzwingungsverhalten der FDP werde nach Worten des stellvertretenden Unionsfraktionsvorsitzenden im Bundestag, Michael Kretschmer, schwere Folgen für die weitere Zusammenarbeit in der schwarz-gelben Koalition haben.
„Das Verhalten ist symptomatisch für den Zustand der FDP“, sagte Kretschmer. „Unter Hans-Dietrich Genscher oder Klaus Kinkel wäre ein solches Verhalten undenkbar gewesen“. Es stelle, so der Fraktionsvize der Union, „letztlich einen gewaltigen Vertrauensbruch“ dar. Allgemein begrüßte Kretschmer die Verständigung auf Gauck: „Joachim Gauck ist eine große Persönlichkeit und er wird das Amt gut ausfüllen. Er hat den Deutschen etwas zu sagen.“ Auch SPD und Grüne begrüßten die Entscheidung. „Ende gut, alles gut. Die Kandidatur von Gauck ist ein gutes und wichtiges Signal an die Bevölkerung“, bemerkte SPD-Chef Sigmar Gabriel. Gauck zeichne eine große Unabhängigkeit und Leidenschaft zur politischen Kontroverse aus. Er werde dem Amt des Staatsoberhauptes wieder Würde und Respekt verleihen, so Claudia Roth. Am Sonntagabend einigten sie die Parteispitzen auf den ehemaligen DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck als neuen Bundespräsidenten.